Musik

Mit der Wucht eines Flügelschlags: Zweites Album von Kenneth Winkler

Angefangen hat Winkler als Tontechniker im Landestheater, bald will er ein eigenes Label etablieren.
© Pierce

Kenneth Winkler veröffentlicht mit „Abria“ sein zweites Album. Perfektion lässt der Tiroler dabei außen vor.

Innsbruck –Musik für eine kurze Aufmerksamkeits­spanne. Kenneth Winklers alias Kentrix’ neues Album ist mit sechs Tracks und einer Spieldauer von 21 Minuten bewusst kompakt angelegt. „Ich glaube, so lange kann sich heutzutag­e jemand bewusst auf Musik einlassen“, erklärt Winkler im Gespräch. Heute veröffentlicht der Tiroler Musiker, Komponist und Produzent mit „Abria“ sein neues Album.

Nach seinem Debüt „Blue Light District“ und mehreren Auftragswerken fürs Tiroler Landestheater (zuletzt etwa die Kammeroper „Totentanz“, 2017) will der 32-Jährige nun sein Herzensprojekt fortführen – das erste Kentrix-Album liegt bereits drei Jahre zurück. Inzwischen habe sich das Elektronik-Projekt enorm weiterentwickelt, so Winkler: Die Klangästhetik wurde im Vergleich zum Erstlingswerk stark verroht, die Musikalität hingegen komplexer.

Und tatsächlich lassen sich auf „Abria“ Unschärfen erkennen. Die neuen Beats sind längst nicht so glattgebügelt, wie man sie von clubtauglicher Electronica erwarten würde. Schon der Opener „Humming Bird“ stolpert ins Geschehen, um sich dann zwischen rohen Synthesizer-Klängen und eben­so klaren Percussion-­Instrumenten festzusetzen. Es knistert, es knarzt, und über allem flattert – wie der Flügelschlag des besungenen Kolibris – ein intensives Summen.

Das nachfolgende „Pink Sky“ beeinhaltet erstmals konkrete Vocals. Sie kommen von der Südafrikanerin Maya, mit der Kentrix gewissermaßen zum Hip-Hop zurückfindet. Im Frühjahr soll eine gemeinsame EP der beiden erscheinen. Die Liebe zu Kentrix’ Hip-Hop-Wurzeln erahnt der Zuhörer bei „Pink Sky“, in der geplanten Zusammenarbeit mit Maya soll man sie aber klar hören, verrät Winkler.

Hip-Hop ist nicht der einzig­e Einfluss, aus dem Kentrix für „Abria“ schöpft. Will man dem Ganzen einen Genrebegriff überstülpen, trifft man mit einer Kombination von Bassmusik und neuer Klassik am ehesten den richtigen Ton. Was abseits von stilistischer Einordnung jeder hören kann, ist die Kraft und Intensität, mit der das Mini-Album daherkommt: Passend zum keltischen Titel, dessen Bedeutung mit Stärke oder Macht übersetzt werden kann, übersetzt Kentrix das Leitmotiv auf der Platte in wuchtige Klangkörper („Lush“), die gegen Ende hinaus atmosphärisch ausfransen („Rising“).

Dass die Perfektion nicht mehr an erster Stelle steht, macht den Hörer neugierig. Ein guter Schachzug, hat Kentrix „Abria“ doch in völliger Eigenregie produziert und veröffentlicht. Die Platte ist die Feuertaufe für die Etablierung eines eigenen Labels, verrät Winkler – das langfristige Ziel des Tirolers. Sein Studio (weyrer­Ton) wurde gerade erweitert. (bunt)

Electro Kentrix: Abria. Als Vinyl oder digital erhältlich.

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