Erste Regionalvereinbarungen zu Primärversorgungszentren

Der Ausbau der Primärversorgungszentren (PVE) schreitet langsam voran. Mit Salzburg und Wien haben nun zwei Bundesländer die ersten Regionalvereinbarungen auf Basis des im April abgesegneten Gesamtvertrags abgeschlossen, berichtete Alexander Biach, Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger, am Dienstag. Ab Ende 2021 sollen zehn Prozent der Bevölkerung in PVE versorgt werden.

Der PVE-Gesamtvertrag gibt die Eckpfeiler für die Bundesländerlösungen vor - also etwa das verpflichtende Leistungsspektrum, Mindestöffnungszeiten oder mögliche Honorierungsmodelle für Ärzte. Die Länder müssen nun regionale Lösungen ausarbeiten, wobei es Spielraum gibt, auf regionale Bedürfnisse einzugehen. Denn: „Den Lungau kann man nicht mit Favoriten vergleichen“, meinte Biach. Neben Wien und Salzburg ist auch eine Vereinbarung in Niederösterreich so gut wie unter Dach und Fach, hieß es.

Laut Hauptverband gibt es derzeit 16 Primärversorgungseinheiten in vier Bundesländern, die vorerst als Pilotprojekte umgesetzt werden. Bis Ende 2021 sollen es 75 Zentren sein. „Damit können wir dann zehn Prozent der Bevölkerung versorgen“, freute sich der Hauptverbands-Chef. Wobei es in einigen Ländern Ausbaupläne über diesen Zeithorizont hinaus gibt, wodurch nach jetzigem Stand mit insgesamt 119 PVE österreichweit gerechnet wird.

Was Wien betrifft, gibt es derzeit drei Versorgungszentren in Mariahilf, Meidling und der Donaustadt. Bis Ende 2021 sollen es 16 sein, im Endausbau sogar 36. Alois Bachmeier, Obmann der Wiener Gebietskrankenkasse, erinnerte an die Anlaufschwierigkeiten in der Bundeshauptstadt. Also hat man im Wiener Vertrag ein Spezifikum eingebaut, um mehr Mediziner für das PVE-Modell zu gewinnen. Statt bisher mindestens drei Gesellschafter braucht es nun nur noch zwei. Der dritte Arzt kann in einem Anstellungsverhältnis von mindestens 30 Wochenstunden mit an Bord geholt werden. Der Ansatz dahinter: Zwei einigen sich leichter als drei. „Wir gehen davon aus, dass es einfacher wird, sich zusammenzufinden.“

Laut Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart wird der PVE-Ausbau in der Bundeshauptstadt aber auch durch teils hohe Immobilienpreise gebremst. Und abgesehen von der Leistbarkeit müssten die Räumlichkeiten auch spezielle Anforderungen - etwa einen behindertengerechten Zugang. Konkrete neue Standorte für Wien gibt es derzeit jedenfalls nicht, wiewohl Interesse bestehe, versicherte Steinhart.

In Salzburg gibt es aktuell noch gar keine Primärversorgungseinheit. Vorgesehen sind insgesamt fünf. Auch hier hat man im Ländervertrag versucht, auf regionale Spezifika einzugehen. So setzt man dort vor allem im ländlichen Raum auf Netzwerke, um eine möglichst wohnortnahe Versorgung zu gewährleisten. Außerdem können hochqualifizierte Pflegekräfte auch Visiten übernehmen und damit Ärzte entlasten.

Biach sprach auch von einer Attraktivierung des Berufs des Allgemeinmediziners durch das Primärversorgungsmodell. Ein „Allheilmittel“, den Ärztemangel dadurch zu lösen, sieht Karl Forstner, Präsident der Salzburger Ärztekammer, darin allerdings nicht: „Das ist ein wichtiger Mosaikstein, aber um das Problem zu lösen, braucht es mehr.“