Napoli-Profis vor Liverpool-Spiel im Clinch mit Clubchef

Beim italienischen Fußball-Vizemeister SSC Napoli regiert weiter das Chaos. Wie die „Gazzetta dello Sport“ am Montag berichtete, ist die Clubführung um den streitbaren Präsidenten Aurelio De Laurentiis erzürnt, dass die Spieler sich nicht an die Kasernierung gehalten haben und will sie zur Kassa bitten. Die Voraussetzungen vor dem Champions-League-Schlager bei Liverpool sind nicht günstig.

Alles begann nach der 1:2-Niederlage gegen die AS Roma am 2. November. De Laurentiis ordnete ein Trainingslager auf unbestimmte Zeit an, im italienischen „Ritiro“ genannt. Das ist dortzulande an sich keine unübliche Maßnahme, allerdings zuletzt doch aus der Mode gekommen. Dazu verhängte der Club einen Medienboykott. Die Presseabteilung berichtet selbst nur das Notwendigste über die Homepage, etwa wie man an Matchkarten kommt.

Die Napoli-Spieler ließen sich jedoch nicht auf Dauer einkasernieren, weshalb De Laurentiis jetzt zurückschlagen will. Laut „Gazzetta“ will der Filmproduzent von jedem Spieler ein Viertel des monatlichen Gehalts einbehalten, wobei der Brasilianer Allan sogar auf 50 Prozent verzichten soll. Insgesamt sollen so 2,5 Millionen Euro zusammenkommen. Wie die Zeitung berichtete, sind viele der Profis derzeit in Beratungen mit Anwälten, um die Rechtslage abzuklären.

Spieler und Trainer Carlo Ancelotti befolgen unterdessen weiter das Verbot, mit Medienvertretern zu sprechen. Zumindest bei offiziellen Interview-Gelegenheiten bleiben entsprechende Anfragen unbeantwortet. Am vergangenen Samstag gab es keine Stellungnahmen nach dem 1:1-Remis beim AC Milan. Es war bewerbsübergreifend das sechste Spiel in Folge ohne Sieg der „Azzurri“. Am Dienstagabend musste Ancelotti laut UEFA-Regeln aber bei der Pressekonferenz vor dem Match in Liverpool erscheinen, andernfalls drohen Sanktionen.

Die Engländer können am Mittwoch (21.00 Uhr) mit einem Sieg den ersten Platz in der Gruppe E besiegeln - und damit auch den Aufstieg. Napoli wäre seinerseits mit einem Sieg fix im Achtelfinale. Wenn Österreichs Meister Salzburg das Parallelspiel in Genk nicht gewinnt, sind Liverpool und Napoli weiter. Für den Champions-League-Titelverteidiger geht es auch um eine Revanche: Das erste Spiel hatte Napoli zu Hause 2:0 für sich entschieden.

„Wir konnten ein bisschen lesen, was sich abgespielt hat. Aber das ist ein anderer Bewerb“, sagte Liverpool-Coach Jürgen Klopp jetzt über die gereizte Stimmung beim Kontrahenten, den er trotz der Umstände stark erwartet. „Wenn es einen Trainer gibt, der bestimmt keinen Ratschlag von irgendjemandem braucht, auch nicht von mir, ist es Carlo Ancelotti.“

Der Italiener sei der „erfahrenste Trainer im Weltfußball“, streute Klopp seinem Kollegen Rosen. Er erwarte ein packendes Spiel, bei dem Sport im Mittelpunkt stehen soll: „Wir werden uns auf Fußball konzentrieren, sie werden sich auf den Fußball konzentrieren.“