Landespolitik

Mit Top-Forscher will Tirol Krebs keine Chance geben

Martin Widschwendter (2.v.l.) präsentiert Christian Wiedermann (Tirol Kliniken/l.), LH Günther Platter, LHStv. Ingrid Felipe, Gesundheits-LR Bernhard Tilg und Tilmann Märk (Rektor der Uni Innsbruck) sein Konzept.
© Julian Angerer

In Tirol erkrankt jede dritte Frau und jeder dritte Mann bis zum achtzigsten Lebensjahr an Krebs. Land gründet eigenes Institut zur Krebsvorbeugung.

Von Peter Nindler

Innsbruck — Es ist schon jetzt ein facettenreiches Vorhaben, das schlussendlich der Tiroler Bevölkerung zugutekommen soll. Der gynäkologischer Onkologe Martin Widschwendter, der aktuell am University College in London das Department für frauenspezifische Krebserkrankungen leitet, wird in Tirol ein Landesinstitut zur Krebsprävention aufbauen. In Kooperation mit der Universität Innsbruck. Das ist die erste Überraschung. Schließlich sind die Verhandlungen mit der Medizinischen Universität Innsbruck erfolglos geblieben. Zudem dürfte es dort interne Widerstände gegeben haben. Doch sowohl Widschwendter als auch Uni-Rektor Tilmann Märk betonten demonstrativ die breite Zusammenarbeit am Wissenschafts- und Forschungsstandort Innsbruck. Auch mit der Medizin-Uni.

Es soll eine „Win-win-Situation" geben

Widschwendter wird in London bleiben und zugleich am Landeskrankenhaus Hall das „Europäische Onkologie Präventions & Screening Institut" (EUTOPS) aufbauen. In Hall ist übrigens sein Bruder Peter seit 1. Oktober Primar an der Gynäkologie. Seit anderer Bruder Andreas arbeitet ebenfalls als Frauenarzt und zwar an der Klinik für Frauenheilkunde in Innsbruck. So viel zu den Familienbanden.

Dass Martin Widschwendter internationales Krebs-Wissen mit Schwerpunkt Vorsorge am Standort Innsbruck etablieren möchte, hat auch etwas mit dem Brexit zu tun. Schließlich will er weiterhin EU-Förderprogramme für die Krebsforschung anzapfen — künftig von Tirol aus, weil Großbritannien ja die EU verlassen wird. Am Ende soll es eine „Win-win-Situation" geben.

4100 Krebserkrankungen jährlich in Tirol

Das Land stellt in den nächsten fünf Jahren 1,5 Mio. Euro zur Verfügung, Forschungsprogramme und private Unternehmen sollen das Budget kräftig auffetten. „Knapp 4100 Tirolerinnen und Tiroler erkranken jährlich an Krebs", verweist Widschwendter darauf, dass die Früherkennung und Vorbeugung von Krebs deutlich verbessert werden müsse. „Krebserkrankungen werden noch deutlicher zunehmen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als bislang führende Todesursache ablösen."

Für Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) sollen sich Risikopatienten in Tirol künftig frühzeitig an einem professionell betreuten Gesundheitsprogramm beteiligen können".

Die Spitäler und das liebe Geld

Mit einer Reduktion von 222 vollstationären Spitalsbetten bis 2025 will das Land Tirol die Kosten im stationären Gesundheitsbereich dämpfen. Die Zuschüsse für die Landesholding Tirol Kliniken von 75 Millionen Euro sorgen dennoch für heftige Debatten. Im Mittelpunkt der Kritik steht Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP). Auch wegen der Kontroversen um die Gehälter der Pflegekräfte.

Für AK Präsident Erwin Zangerl müssen die „Anschläge auf unser Gesundheitssystem müssen endlich aufhören". Vom Desaster rund um das Landeskrankenhaus Natters, dem Umgang mit dem Pflegepersonal bis hin zur Bezahlung der Pflegekräfte und dem bereits realen Pflegenotstand: „Keine Woche vergeht ohne gesundheitspolitische Hiobsbotschaft."

Liste Fritz-Parteichefin Andrea Haselwanter-Schneider befürchtet, dass wegen der Rückstellungen für Personal und Pensionen im Landesbudget und nicht im Haushalt der Tirol Kliniken der Abgang 2019 höher als 100 Mio. Euro sein werde. Ihr Befund: „Tilg hat Gesundheitspolitik nicht im Griff."

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