„Digital Talent Day“: Lienz ist bereit für digitale Zukunft
An die 100 Jugendliche stellten sich beim ersten „Digital Talent Day“ am Campus Technik Aufgaben aus der Unternehmenspraxis – und informierten sich über Künstliche Intelligenz und Jobs, die es noch nicht gibt.
Von Catharina Oblasser
Lienz –Der Computer erkennt an den Augenbewegungen des Lesers, ob dieser den geschriebenen Text verstanden hat. Wenn nicht, wird der gleiche Inhalt in anderer Form angeboten, zum Beispiel als Video.
Das ist eines der Beispiele für Künstliche Intelligenz, die Hannes Schwaderer erzählt. Schwaderer ist der Deutschland-Manager von Intel, einer international tätigen Firma für Digitaltechnik. In Lienz referierte der hochrangige Technologie-Experte beim ersten „Digital Talent Day“ vor etwa 100 Schülern, Studenten und Unternehmern und Lehrkräften. Der „Talent Day“ fand auf dem Campus Technik Lienz statt und vereinte Teilnehmer aus Südtirol, Osttirol und Oberkärnten. Ziel war es, die digitale Weiterentwicklung, die weltweit passiert, auf die Region südlich der Alpen umzulegen.
„Die Chancen liegen bei euch, ihr Digital Natives“, sprach Schwaderer die jungen Leute direkt an. Die Zukunft fordert laut dem Intel-Chef viel von den Jugendlichen. Denn ein guter Teil der Jobs, die diese in den nächsten Jahren ergreifen werden, sei heute noch gar nicht existent. „Egal, was Sie studieren, Sie werden mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben“, gab Schwaderer seinem Publikum mit.
Nicht nur die jungen Menschen, auch ältere sind gefordert, wurde im Laufe der Veranstaltung klar. Einerseits müssen auch alteingesessene Firmen für Nachwuchskräfte attraktiv bleiben, andererseits sind die nicht mehr ganz so Jungen gefordert, an sich zu arbeiten. So sieht es zumindest Josef Negri, der Direktor des Unternehmerverbandes Südtirol. „Bei der Digitalisierung müssen wir auch ältere Menschen mitnehmen und sie entsprechend ausbilden“, meinte er. „In Südtirol haben wir Vollbeschäftigung, wir brauchen die Fachkräfte auch aus der älteren Generation.“
Wie wichtig Zusammenarbeit ist, betonte Dominik Matt von der Freien Universität Bozen. „Die kleinteilige Wirtschaft im Alpenraum schafft es nicht alleine. Konkurrenz ist fehl am Platz.“ Ohne gemeinsame Anstrengungen werde man gegenüber großen Ländern wie China oder den USA bei der Digitalisierung noch mehr ins Hintertreffen geraten. „Unser Vorteil ist, dass der Alpenraum gute Lebensqualität bietet“, so Matt, „doch das alleine reicht nicht.“ In diese Richtung argumentierte auch Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf in ihrer Ansprache. „Ohne Digitalisierung und schnelles Internet bekommen wir Probleme in den Tälern.“ Digitalisierung könne Standortnachteile aufheben, meinte auch Innos-Geschäftsführer Richard Piock.
Nach den Vorträgen ging es an die Praxis. Zehn Unternehmen aus Südtirol, Osttirol und Oberkärnten hatten konkrete Probleme aus dem Betrieb formuliert, zu denen die Schüler und Studenten in Teams eine Lösung erarbeiten sollten. Die Fragestellungen der Firmen reichten von der Energieverteilung in Großanlagen über die smarte Reinigung von Sinter-Bauteilen und die digitale Lagerbewirtschaftung durch Drohnen bis hin zum Problem, dass Mitarbeiter betriebliche E-Mails nicht lesen.
Tag der Talente am Uni-Campus
Der „A21Digital Talent Day" ist eine Veranstaltung, die in ähnlicher Art schon in München und Bozen stattgefunden hat. Lienz war heuer zum ersten Mal Gastgeber, weitere „Talent Days" könnten folgen. Veranstalter des gestrigen Events im Uni-Campus sind die Innos GmbH, die Handelskammer Bozen, der Südtiroler Unternehmerverband, der Campus Technik Lienz und die Initiative „A21Digital". Letztere ist ein Netzwerk für Digitalisierung, das sich mit Bildung und Innovation im Raum zwischen Südbayern und Oberitalien beschäftigt. Ziel der Veranstaltung: neue Denkanstöße für die digitale Zukunft zu geben. (co)