Französischer Serienmörder wegen Kindesentführung 2003 angeklagt
Wird das Verschwinden eines neunjährigen Mädchens aus dem Jahr 2003 doch noch aufgeklärt? Der verurteilte Serienmörder Michel Fourniret steht im Verdacht.
Paris–- Mehr als 16 Jahre nach dem Verschwinden eines neunjährigen Mädchens ist der französische Serienmörder Michel Fourniret wegen „Entführung und Freiheitsberaubung mit Todesfolge“ angeklagt worden. Laut Pariser Justizkreisen erhob die für den Fall der verschwundenen Estelle Mouzin zuständige Untersuchungsrichterin am Mittwoch nach dreistündiger Vernehmung Fournirets Anklage gegen den 77-Jährigen.
Wenige Tage zuvor hatte die Ex-Frau Fournirets, Monique Olivier, das Alibi ihres Mannes widerrufen. Unklar blieb, ob der verurteilte Mörder seine Verwicklung in das Verschwinden des Mädchens gestand. Seine Anwälte wollten sich nicht äußern. Fourniret hatte immer versichert, mit dem Fall Estelle Mouzin nichts zu tun zu haben. Sie war am 9. Jänner 2003 in Guermantes im Großraum Paris auf dem Heimweg von der Schule verschwunden. Ihre Leiche wurde nie gefunden, zahlreiche von den Ermittlern untersuchte Spuren führten ins Leere.
Ehefrau widerrief Alibi
Fourniret hatte ausgesagt, er habe sich an dem Tag in seinem Haus im belgischen Sart-Custinne aufgehalten. Als Alibi verwies er auf einen Telefonanruf: Er habe von zu Hause aus bei seinem Sohn angerufen, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Der Sohn nahm den Hörer zwar nicht ab, der Anruf ließ sich aber nachweisen.
Am Donnerstag vergangener Woche sagte Fournirets Ex-Frau vor der Richterin aus, sie selbst habe den Anruf auf Wunsch ihres Mannes getätigt. „Das heißt, dass Michel Fourniret am Tag des Verschwindens von Estelle Mouzin nicht in Sart-Custinne war. Er war woanders“, sagte der Anwalt der Ex-Frau, Richard Delgenes.
Im Falle Estelle Mouzin hatte die Polizei erstmals 2006 gegen Fourniret ermittelt, nachdem ein Foto von ihr auf seinem Computer gefunden worden war. Zudem war ein weißer Lieferwagen am Ort der Entführung gesehen worden, der dem Wagen Fournirets ähnelte. Doch 2007 wurde Fourniret entlastet. Bei der Untersuchung von Tausenden Haaren aus dem Auto Fournirets wurden sechs Jahre später keine DNA-Spuren des Mädchens gefunden.
Spekulationen über seine Verwicklung wurden durch eine Anhörung Fournirets im Jahr 2018 wiederbelebt, in der es um zwei andere Mordfälle in den Jahren 1988 und 1990 ging. Damals sagte Fourniret vor der zuständigen Richterin Sabine Kheris, das Verschwinden von Estelle Mouzin sei ein Thema, das untersucht werden müsse, und deutete an, er fühle sich „übel“ in der Angelegenheit. Diese Äußerungen wurden vom Anwalt der Eltern von Estelle Mouzin als „indirektes Geständnis“ gewertet. (APA/AFP)