Vettel nach Vaterfreuden verspätet nach Abu Dhabi

Die Entscheidungen in der Formel-1-WM sind vor dem 21. und letzten Rennen am Sonntag (14.10 Uhr/live ORF 1, Sky) gefallen. Weltmeister Lewis Hamilton wird sich nicht zurücklehnen. Der 34-jährige Brite bestreitet in Abu Dhabi schon den 250. Grand Prix seiner Karriere, nicht weniger als 83 hat er bisher gewonnen. Motiviert ist er: „Ich liebe es einfach, Rennen zufahren“, meinte Hamilton kürzlich.

Zuletzt hatte es Diskussionen im Ferrari-Lager zwischen Sebastian Vettel und seinem Stallrivalen Charles Leclerc gegeben. Denn vor knapp zwei Wochen waren er und der junge Monegasse in Brasilien kollidiert. Es gab eine eher harmlose Berührung auf der Geraden, dennoch fielen beide vorzeitig aus und lösten erneut Diskussionen über ein angespanntes Binnenklima beim italienischen Traditionsteam aus.

Auf die Frage, ob er mit seinen Fahrern nach dem Desaster in Brasilien reinen Tisch gemacht habe, antwortete Teamchef Mattia Binotto: „Ja, das haben wir getan.“ Noch am Sonntag nach dem Grand Prix und auch in den Tagen danach habe man den Unfall besprochen. Eine Unterredung hatte Binotto erst in der Zentrale in Maranello nach der Auswertung weiterer Telemetriedaten und weiteren Videomaterials angekündigt.

„Wir haben zusammen diskutiert, alle drei zusammen“, sagte Binotto in einem von Ferrari vor dem letzten Saisonrennen veröffentlichen Video, in dem der Scuderia-Teamchef Fragen von Fans beantwortete. Seiner Einschätzung nach haben Vettel und Leclerc verstanden, dass die Kollision in der Schlussphase von Interlagos „nicht akzeptabel“ war. „Wir wissen, wie wir weitermachen müssen.“

Und Leclerc? „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht wieder passiert“, meinte er in Abwesenheit Vettels auf der offiziellen Fahrerpressekonferenz. Es sei nur eine kleine Berührung gewesen, die „großes Drama“ ausgelöst habe. Man wolle künftig in einer ähnlichen Situation ein „bisschen weniger aggressiv“ gegeneinander fahren.

Vettel fehlte am Donnerstag. Der vierfache Weltmeister ist zum dritten Mal Papa geworden, nach zwei Mädchen brachte seine Frau Hanna einen Sohn zur Welt. Der Deutsche sollte nun erst Donnerstagabend in den Vereinigten Arabischen Emiraten landen. Binotto beteuerte, dass das Verhältnis seiner Piloten bestens sei. „Sie haben Spaß zusammen, weil sie eine gute und harmonische Beziehung haben, was sich vielleicht ziemlich von dem unterschiedet, was man sonst liest oder denkt. Man könnte meinen, dass sie einen Konflikt auf der Strecke haben, aber das ist nicht der Fall.“

Beide eint der unbändige Rennfahrer-Ehrgeiz, nicht die Nummer zwei sein zu wollen. Weder bei Ferrari noch im WM-Klassement. 19 Punkte hat Leclerc vor dem Schlussakt mehr auf seinem Konto als der Deutsche und liegt nur elf Zähler hinter dem Dritten Max Verstappen im Red Bull. Alleine diese Konstellation um den Führungsanspruch für 2020 sorgt in Abu Dhabi für gehörige Brisanz.

Seinen endgültigen Abschied wird der Pole Robert Kubica geben. Der 34-Jährige beendet nach 97 Rennen und nur einem Saison-WM-Punkt in bisher 20 Rennen seine unglücklich verlaufene Karriere. Der Senkrechtstarter wurde zunächst als kommender Champion gepriesen. Er erlitt zwei schwere Unfälle (jener 2007 verlief sehr glimpflich). Jener von 2011, als er erst nach einer Notoperation seine rechte Hand behalten konnte, kostete ihn letztlich die Karriere. Nach acht schwierigen Jahren kehrte er dieses Jahr in die Formel 1 zurück, ein Happy End blieb aus.