Bravos und Buhs für Kusejs dunkle „Hermannsschlacht“
Rund zehn Wochen nach der Eröffnung seiner Intendanz hat Martin Kusej am Donnerstag seine erste Regie als Burgtheaterdirektor auf die Bühne gebracht. Nicht im Teutoburger Wald, sondern in einer von vielen massiven Wellenbrechern aus Beton gebildeten Böschung spielt diese „Hermannsschlacht“, mit der Kusej zum Vergleich mit der legendären Inszenierung Claus Peymanns antrat.
1982 waren Gert Voss und Kirsten Dene das zentrale Paar in Heinrich von Kleists Stück, das in Peymanns Bochumer Interpretation später auch in Wien gezeigt wurde. Diesmal spielt Markus Scheumann den Cherusker Hermann, ein mit allen Listen arbeitender Stammesfürst, der sich nur zum Schein mit den Römern verbindet. Bibiana Beglau gibt seiner Ehefrau Thusnelda deutlich mehr Barbarisches mit.
Kusej mischt die Zeiten, lässt mit Pfeil und Bogen, Schwertern und Gewehren kämpfen, immer wieder Dialoge auf Latein sprechen und einiges an nackter Haut zeigen. Es ist eine sehr statische, sehr dunkle, sehr leise Aufführung, die mit Pause drei Stunden 15 Minuten dauert und in einem deutlichen Bild endet: Die gegen die Römer siegreich gebliebenen germanischen Stämme versammeln sich als Burschenschafter unter Heilsrufen um ihren neuen Führer Hermann. Es ist die Geburtsstunde des deutschen Nationalismus.
Am Ende hielten sich Bravos und Buhs die Waage, insgesamt fiel der Applaus jedoch recht kurz aus. Theatergeschichte ist an diesem Abend wohl eher nicht geschrieben worden.