Mercedes GLE Coupé: Kurvenakrobat im Hochbau
Die zweite Generation des Oberklasse-SUV Mercedes GLE Coupé beherrscht das Kurvengeläuf auf dem alpinen Straßennetz wie ein Wiesel. Innovative Überlegungen halten das Modell in der Spur.
Von Markus Höscheler
Sölden –Es war ein frostiger Wind, der dem neuen SUV-Modell von Mercedes in Tirol entgegenblies. Dabei ist nicht die öffentliche Skepsis gegenüber geländewagenähnlichen Fahrzeugen gemeint, sondern das tatsächliche Wetter, das im Kühtai und im Ötztal während der ersten Probefahrten mit dem GLE Coupé der zweiten Generation vorherrschte. Zu den Luftverwirbelungen gesellten sich dunkle Wolken, Regen in den Niederungen, Schnee und Eis in den höheren Bereichen. Für einen Spaziergang alles andere als ideal, für eine Spazierfahrt mit dem GLE Coupé jedoch nahezu perfekt. Denn bei diesen Voraussetzungen kann der 4,94 Meter lange und 2,01 Meter breite Wagen seine überraschenden Talente ausspielen.
Seinem hohen Aufbau und seinem schweren Gewicht zum Trotz hält er die Spur. Dabei hilft ihm mit Sicherheit der serienmäßig eingebaute 4Matic-Allradantrieb – aber nicht allein. Die elektronisch geregelte Lamellenkupplung ist so ausgelegt, dass die Kraftverteilung zwischen der Vorderachse und der Hinterachse zwischen null und 100 Prozent variieren kann. Das Drehmoment wird dorthin geschickt, wo es gebraucht wird: Entsprechend stabil bleibt das GLE Coupé auch auf rutschigem Gelände, sofern es der Fahrer mit der Geschwindigkeit und dem Lenkeinschlag nicht übertreibt. Aber selbst dann greift die Elektronik mit feindosierten Bremsmanövern ein, um das GLE Coupé vor dem unbeabsichtigten Ausritt zu bewahren. Und dabei lässt das eingebaute System abgestuft recht viel Freiraum zu. Großzügige Heckschwenks sind möglich – wohlgemerkt ohne bedrohlichen Kontrollverlust.
Das sportwagenähnliche Fahrverhalten korrespondiert mit dem aufwändig arrangierten Unterdrücken von Aufbaubewegungen – exekutiert durch das optionale Fahrwerk E-Active Body Control, das die Feder- und Dämpferkräfte an jedem Rad individuell regelt. Damit sagt Mercedes dem Wanken, dem Nicken und dem Hub den Kampf an. Fürs Kurvengeläuf empfiehlt sich außerdem die aktivierbare Neigefunktion „Curve“.
Für das GLE Coupé bietet Mercedes aber nicht nur die Highend-Technik E-Active Body Control an, sondern auch ein konventionelles Stahlfederwerk und die „normale“ Luftfederung Airmatic. Von weiterer zentraler Bedeutung für ein optimales Fahrerlebnis im GLE Coupé sind natürlich die Motoren. Wenn das Sport Utility Vehicle im Frühjahr 2020 plangemäß auf den Markt kommt, will Mercedes zwei Dieselaggregate, einen Plug-in-Hybrid (inklusive Selbstzünder-Komponente) und eine AMG-Version mit Sechszylinder-Benziner offerieren.
Zwei Reihensechszylinder Turbodiesel mit 2,9 Litern Hubraum leisten 272 beziehungsweise 330 PS stemmen ein maximales Drehmoment von 600 bzw. 700 Newtonmetern, jeweils ab 1200 Umdrehungen/Minute. Die Beschleunigung von null auf 100 km/h erfolgt in 6,6 bzw. 5,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit wird mit 226 bzw. 240 km/h erzielt. Der Normverbrauch variiert zwischen 6,9 und 7,4 Litern Kraftstoff je 100 Kilometer, der CO2-Ausstoß bewegt sich am Prüfstand zwischen 182 und 195 Gramm je Kilometer.
Ist weniger möglich? Aber natürlich: im Plug-in-Hybrid GLE 350 de. Hier kooperieren ein Zweiliter-Vierzylinder-Ölbrenner und ein Elektromotor, um eine Systemleistung von 320 PS und ein Systemdrehmoment von 700 Nm zu erzielen. Der Normverbrauch liegt zwischen 1,1 und 1,3 Litern je 100 km (CO2-Emissionen: 30 bis 34 g/km). Voraussetzung dafür ist das bevorzugte Verwenden des Stroms, den ein 31,2-kWh-Akku bereitstellt (Reichweite: 82 bis 100 km).
Durstiger dagegen ist das GLE 53 4Matic+ GLE mit einem Konsum von 9,3 l/100 km (CO2-Ausstoß: 212 g/km). Dafür gibt es 435 PS und noch zügigeres Vorankommen. Die Preisangaben werden nachgereicht.