Salzburger Winterfest: Die Wilden aus Kanada sind wieder da
Vor drei Jahren begeisterte der Cirque Alfonse als wilde Holzfällertruppe mit dem Stück „Timber!“ das Publikum. „Tabarnak“, mit dem am Donnerstagabend das Salzburger Winterfest eröffnet wurde, ist nicht minder wild, auch wenn es nicht ums Holzfällen, sondern um Kirche geht. Nach der Befreiung aus religiöser Enge wird „Tabarnak“ zur rauschenden Party. Das Publikum dankte mit Standing Ovations.
In ihrem neuen Stück „Tabarnak“ setzen sich die kanadischen Zirkuskünstler mit Augenzwinkern mit den katholischen Traditionen ihrer Heimat Quebec auseinander. Mit viel körperlichem Einsatz arbeiten sie sich richtiggehend ab an Geboten, Verboten und Ritualen. Da werden Peitschen geschwungen, Kirchenfenster zur Plattform für verführerische Tänze umfunktioniert oder Kirchenbänke zur Körperertüchtigung genutzt. Menschenpyramiden streben in den Himmel, waghalsige Sprünge und unsanfte Landungen gemahnen an Bestrafung für Übermut und Ausgelassenheit. Eine an das Taufritual erinnernde Szene endet mit Sprühregen für das Publikum in den ersten Reihen.
Wer sich im Zirkuszelt vorweihnachtliche Besinnung erwartet, der ist hier definitiv falsch. Es sind keine leisen, poetischen Bilder, die in diesem Stück durch Akrobatik und Körperbeherrschung entstehen, sondern laute, wilde Partyszenen. Eine rasende, überbordende Show, die von extremer Körperarbeit, schrägem Humor und folkloristisch-rockiger Live-Musik lebt. Am Schluss gab es lange anhaltenden Applaus für die enorme körperliche Leistung der Akrobaten und Musiker, die an diesem Abend in Salzburg die 200. Aufführung von „Tabarnak“ feierten.