Gedenken an tschechisch-österreichische Grenzöffnung 1989
Außenminister Alexander Schallenberg hat am Freitag gemeinsam mit seinem tschechischen Amtskollegen Tomas Petricek sowie der niederösterreichischen Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sowie dem südmährischen Kreishauptmann Bohumil Simek der Grenzöffnung vor 30 Jahren gedacht. Sie trafen einander auf der Thayabrücke zwischen Hardegg und Cizov und besichtigten Reste des Eisernen Vorhangs.
In einer Ansprache nannte Schallenberg die Ereignisse des Jahres 1989 „Ausdruck eines Wendepunkts in der europäischen Geschichte“: Trennendes sei wieder zusammengeführt worden. Bis dahin sei die eiserne Grenze an Thaya und March „eine Grenze des Schmerzes und der Tragödien“ gewesen. Offiziell verloren 129 Menschen an der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze ihr Leben, „die Dunkelziffern liegen weit höher“. Man könne sich heute kaum vorstellen, dass vor 30 Jahren an dieser Stelle noch Stacheldraht und Wachposten mit Schießgewehren standen.
Der Fall des Eisernen Vorhangs sei auch Ausdruck des Mutes und des Weitblicks der Europäer gewesen. Die Entwicklung sei durch den EU-Beitritt Tschechiens „unumkehrbar“ geworden. „Diesen Mut braucht es auch heute“, betonte Schallenberg. Die EU-Annäherung des Westbalkans sei „der letzte Akt der Überwindung der Trennung Europas“. Die Werte, für die die Menschen 1989 zu Hunderttausenden auf die Straßen gingen, seien im Prinzip die Grundwerte der EU: Freiheit und Pluralismus, Demokratie und Rechtstaatlichkeit sowie die Wahrung der Menschenrechte. „Diese Grundwerte sollten uns einen und nicht auseinanderdividieren. Wir dürfen nicht zulassen, dass neue Gräben in der EU entstehen. Oder, dass der Eindruck entsteht, es gäbe zwei verschiedene Klassen von Mitgliedern.“
Petricek lobte den Mut der Demonstranten, die 1989 in der kommunistischen Tschechoslowakei für die Freiheit und Demokratie auf die Straße gegangen waren. Er lobte auch die historische Rolle Österreichs. „Österreich war Partner“ und habe viele verfolgte Tschechen aufgenommen. Der österreichische Rundfunk sei eine wichtige Informationsquelle gewesen. Sein Land habe seit der Wende eine weite Strecke zurückgelegt. Die Bürger seien überzeugte Europäer geworden.
Mikl-Leitner erzählte, dass sie ihr halbes Leben in der Grenzregion gelebt habe. Der heutige Tag erfülle sie mit dem Gefühl der Dankbarkeit und Freude, aber auch Respekt und Ehrfurcht. „Friede, Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit.“ Gerade Niederösterreich habe durch die Grenzöffnung stark profitiert. „Wenn ich mir etwas wünschen darf, dann wünsche ich mir, dass die Partnerschaft zwischen den europäischen Mitgliedstaaten und den Regionen weiter intensiviert wird.“
Simek betonte, dass am Eisernen Vorhang Hunderte Menschen gestorben seien und die Region ein „Niemandsland“ war. Er berichtete über die Intensivierung der Beziehungen zwischen Südmähren und Niederösterreich. Heute gebe es Kooperationen in vielen Bereichen wie Gesundheitswesen, Katastrophenschutz, Wasserversorgung und Verkehr.