Ausstellung im Gedenken an Helmut Blassnig in Hopfgarten
Eines der Gründungsmitglieder der Kreativgruppe Defereggental war Helmut Blassnig. Nach Weihnachten jährt sich sein Todestag zum zweiten Mal. Eine Ausstellung erinnert an das Schaffen des Steinliebhabers.
Von Daniela Agu
Hopfgarten i. Def. — Am 27. Dezember jährt sich zum zweiten Mal der Todestag von Helmut Blassnig aus Hopfgarten. Der Familienvater, Philosoph, Künstler und Behindertenpädagoge wurde 2017 im 59. Lebensjahr jäh abberufen. Die Kreativgruppe Defereggental widmet ihm die Gedenkausstellung „Wem Steine ans Herz gerührten ..." in der Galerie in der Mitte, die am Samstag eröffnet wurde.
Blassnig selbst betonte stets, „zum Künstler gemacht worden" zu sein. Er war erst im Jahr 2012 von heimischen Medien entdeckt und daraufhin zu Ausstellungen eingeladen worden. Der Autodidakt sah sich nicht als Skulpturist. Jede seiner Arbeiten hatte einen tieferen Sinn, welcher sich erst in der Entstehungsgeschichte offenbarte.
In seiner Jugend erlernte Helmut Blassnig das Steinmetzhandwerk. Das mineralische Material hatte ihn immer schon fasziniert, doch störte ihn, dass im Steinmetzgewerbe Platten benutzt wurden, die sehr eintönig waren. Oft handelte es sich nicht einmal um Objekte aus der Region, sondern um Importe aus China, die keinen eigenen Charakter zeigten.
1990 bewarb er sich als Betreuer in der Lebenshilfe. Sein Engagement war unübersehbar, also absolvierte er den Lehrgang zum diplomierten Behindertenpädagogen, eine Berufung, die er bis zum Schluss lebte. Diese Arbeit weitete seinen Horizont, denn die Arbeit mit Menschen verlangt eine tiefe Auseinandersetzung, letztendlich auch mit sich selbst.
Seine Steine waren sein Hobby. Wenn er nicht zu Hause war, verweilte er entweder am Ufer des Baches, um neue Steine zu bergen, bei seiner Steinsäge oder in seinem Bauwagen hinter einem Feld in der Nähe und werkte, bis er meinte, „das Innerste" erkannt zu haben. „Die Steine", sagte er, „sind so wie die Menschen. Sie sind alle einzigartig. Keiner ist so wie der andere."
Die wichtigste Philosophie, die er jedoch dem Betrachter seiner kleineren und größeren Steingebilde mitgeben wollte, war die Tatsache, „dass erst in der Beschäftigung mit dem Stein dessen Wesen sichtbar wird". So sei es, erklärte er, häufig auch mit den Menschen. Man verstehe sie erst, wenn man ihre Struktur erkannt und ihr Wesen erfasst habe. Das benötige Zeit und den Wunsch, tatsächlich das Wesentliche entdecken zu wollen. So grob Steine erscheinen mögen, seien sie sehr zarte Wesen, die „große Achtsamkeit in der Bearbeitung fordern". Ein falscher Schliff und sie können zerbrechen. Manchmal ließ er Stellen unbearbeitet, damit der Betrachter sehen könne, wie der Stein von Natur aus war. Für den Kenner war jeder Stein ein Edelstein. „Die Schönheit", so war er überzeugt, „liegt im Inneren."
Eine Steinschale stand für ihn zum Beispiel für Geben und Nehmen. Wenn so eine Schale am Tisch stehe, könne man nicht nur Materielles, sondern zum Beispiel auch ein gutes Gespräch hineinlegen und es seinem Gast anbieten. Manche Steingebilde verglich er mit Personen aus seinem Arbeitsumfeld und gelangte im Schaffensvorgang zu ganz neuen Ansichten.
Auch mit der Abgeschiedenheit seines Heimatortes haderte er nicht. Er hatte sich fest vorgenommen, aus seiner Lage das Beste zu machen. Vor seinem Haus gab es nur die Straße, den Fluss und die Steine. Mehr brauchte er nicht, um seine Unikate zu erschaffen, von denen er selbst eines war.
Die Ausstellung ist bis Mitte März jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag von 15 bis 18 Uhr geöffnet, an den Samstagen von 9 bis 12 Uhr.