Drogenbericht: Über 2000 Tiroler nehmen regelmäßig Opioide
Legale ebenso wie illegale Suchtmittel haben insgesamt offenbar an Attraktivität verloren. Das Sozialministerium ortet einen Rückgang des Alkohol- und Nikotingenusses, der Opioidkonsum ist ebenfalls rückläufig.
Von Thomas Hörmann
Innsbruck –35.000 bis 38.000 Österreicher konsumierten 2018 Opioide (Heroin und verwandte Ersatzstoffe). Das geht aus dem neuesten Drogenbericht des Sozialministeriums hervor, der am Dienstag veröffentlicht wurde. In Tirol sind es rund 2100 Menschen, die regelmäßig ihre Gesundheit mit der Einnahme von Opioiden riskieren. Das war die schlechte Nachricht.
Die gute Nachricht: Nach Einschätzung des Sozialministeriums geht die OpioidProblematik zurück, es sei von einer Entspannung der Drogensituation auszugehen. So zeigt die Analyse der Altersstruktur, dass „immer weniger junge Menschen in den Opiatkonsum einsteigen“, sagt etwa Martin Busch, Leiter des Kompetenzzentrums Sucht. Zum Vergleich: Derzeit sind etwa 3000 Opioidkonsumenten unter 25 Jahre alt, 2006 waren es fast 10.000 (siehe Grafik). Diese Entwicklung belegt auch die Statistik der Drogenopfer. So waren Mitte der Nuller-Jahre rund 40 Prozent der Drogentoten unter 25 Jahre alt, aktuell sind es knapp 20 Prozent.
Wenn ein Drogenabhängiger sein Leben verliert, sind fast immer Opioide im Spiel. So auch 2018: Von den 184 Drogentoten in Österreich hatten 145 (vielfach neben anderen Substanzen wie Alkohol) Heroin und verwandte Substanzen im Körper.
Wenn es nach den Opferzahlen geht, hat Tirol ein massives Drogenproblem. 24 Menschen starben nach dem Konsum illegaler Substanzen. Und damit mehr als in deutlich bevölkerungsreicheren Bundesländern wie Niederösterreich (22 Tote), Oberösterreich (11) und Steiermark (13). Einsam an der Spitze der traurigen Statistik liegt die Zwei-Millionen-Stadt Wien mit 79 Suchtgifttoten, Kärnten ist mit Tirol gleichauf. Hochgerechnet auf die Opfer pro 100.000 Einwohner liegt Tirol (5 Tote, siehe Grafik) auf Rang drei.
Die beliebteste illegale Substanz ist weiterhin Cannabis. 30 bis 40 Prozent der jungen Erwachsenen haben bereits Erfahrungen mit Haschisch und Co. gesammelt. Eine Abhängigkeit beschränkt sich laut Busch „meist nur auf eine kurze Lebensphase“.
Im Drogenbericht des Sozialministeriums sind aber auch legale Suchtmittel ein Thema. Wie etwa Tabak, der von 24 Prozent der Österreicher täglich konsumiert wird, von sechs Prozent gelegentlich und von 70 Prozent gar nicht. Die Tiroler sind etwas enthaltsamer – 21 Prozent greifen jeden Tag zur Zigarette, Pfeife oder Zigarre. Im EU-Vergleich (19 Prozent Raucher) liegen die Österreicher im oberen Viertel, die österreichischen Raucherinnen (22 Prozent) sogar an der Spitze.
Ein Lichtblick sind vor allem die heimischen Jugendlichen, die immer seltener an einer Zigarette ziehen. Etwa elf Prozent der 15-Jährigen rauchten 2018 täglich, zwischen einem Drittel und der Hälfte hat zumindest einmal Tabak konsumiert. Unterm Strich hat sich der Anteil der täglich rauchenden Jugendlichen seit 2002 mehr als halbiert. Zum Vergleich: In Grönland rauchen über 40 Prozent der Jugendlichen, in Bulgarien sind es über ein Fünftel.
In Bezug auf die Häufigkeit ist Alkohol nach wie vor eines der größten Laster in Österreich. Das Sozialministerium attestiert 14 Prozent der Bevölkerung (ca. 1,2 Mio.) einen problematischen Konsum. Bei den Jugendlichen sind es etwa fünf Prozent, die mit ihrem übermäßigen Trinkverhalten die Gesundheit riskieren. Insgesamt nehmen problematischer Alkoholkonsum und alkoholbedingte Krankheiten ab.