Innsbruck

Kochlehrling in der Klinik: Abbas droht weiterhin die Abschiebung

Der 24-jährige Abbas darf bis zum Lehrabschluss in Tirol bleiben.
© Gstir

Trotz bester Noten, Deutschkenntnissen und einer grandiosen Lehrabschlussprüfung droht dem 24-jährigen Afghanen Abbas weiter die Abschiebung. Bei der Klinik, wo der junge Mann arbeitet, stößt das auf Unverständnis.

Innsbruck –Abbas atmet schwer, wenn er an die Vergangenheit denkt. Mit zitternder Stimme erzählt der 24-jährige Afghan­e, dass er einst im Iran von der Polizei geschlagen wurde. Tag für Tag. Abbas ist Asylwerber und Kochlehrling in der Großküche der Tirol Kliniken in Innsbruck. Nach dem ersten negativen Asylbescheid droht ihm weiterhin letztlich die Abschiebung. Trotz bester Noten, Deutschkenntnissen und dem eben erlebten Vaterglück.

Der Nationalrat hat Anfang Dezember einen Abschiebestopp für Lehrlinge in Mangelberufen beschlossen. Abbas darf also bleiben. Vorerst. Unklar ist aber weiterhin, ob der junge Mann nach Lehrabschluss in Tirol bleiben kann.

Die Berufsschule hat Abbas heuer mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. Dass so talentierte Lehrlinge dann schlussendlich wieder abgeschoben werden, stößt bei den Tirol Kliniken auf Unverständnis. Der 24-Jährige hat heuer den zweiten Platz im Tiroler Lehrlingswettbewerb belegt. „Das ist wohl der beste Beweis dafür, dass es eine gute Entscheidung war, ihn hierzubehalten“, sagt Klinik-Sprecher Johannes Schwamberger. Klinikintern gilt der junge Mann als einer der besten Lehrlinge, den sie dort je hatten. Die Hoffnung, dass Abbas bleiben darf, ist groß. „So kann er von einem ausgezeichneten Lehrling zu einem ausgezeichneten Mitarbeiter werden“, sagt Schwamberger.

Auch Abbas’ Ausbildner und Küchenchef Josef Lindner empfindet die Situation für alle Beteiligten als sehr belastend. Auch für die Klinik. Es werde viel Zeit in die Ausbildung investiert, aber geplant werden könne so nichts. „Bei Abbas merkt man einfach, dass er wirklich arbeiten und hierbleiben will.“ „Jeder liebt ihn, er ist einfach super“, betont Lindner. Er werde überall eingesetzt und leiste gute Arbeit, „man zeigt ihm etwas und er macht es sofort“, gibt sich der Küchenchef begeistert.

Trotz aller Widrigkeiten blickt Abbas positiv in die Zukunft und lässt sich nicht entmutigen. „Ich will gerne hierbleiben und noch eine Lehre zum Konditor machen“, sagt er. Der große Traum des 24-Jährigen ist es, irgendwann ein eigenes Restaurant zu eröffnen. Vor Kurzem ist er auch Papa geworden. Der gesamte Betrieb hat Geld zusammengelegt und unterstützt ihn.

Die Lehre wird Abbas im April 2021 abschließen, das ist siche­r. Ob er danach abgeschoben wird, bleibt weiter ungewiss. (vg)

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