Test

Mal mit, mal gegen den Wind mit dem Passat Variant

Ein komfortabler Langstreckenläufer ohne Extravaganzen: der überarbeitete Passat Variant von Volkswagen.
© Höscheler

Der Passat Variant von Volkswagen eckt selbst in der adaptierten Fassung nicht an und verführt mit seinen altbekannten Talenten.

Von Markus Höscheler

Götzens –Vergangen sind die Zeiten, als VW bei der Benennung der Modelle eine Vorliebe für Windbezeichnungen offenbarte: Der Bora und der Scirocco sind nicht mehr Bestandteil des aktuellen Angebots – lediglich der Passat hat sich gehalten. Sogar dieser muss derzeit größere Hindernisse überwinden, denn die Sehnsucht nach Mittelklasse-Fahrzeugen hat in unserer Region stark nachgelassen. Die anhaltend rollende SUV-Welle beschied dem Bestseller Passat so etwas wie eine Flaute.

Fürs Ausrangieren ist die Modellreihe allerdings zu bedeutend – zumal bekannt wurde, dass VW die Absicht hat, die Nachfolgegeneration in der Türkei bauen zu lassen. Das Vorhaben ist politisch umstritten (und vorerst ausgesetzt) – und bis auf Weiteres darf die aktuelle Generation mehr Wind machen, insbesondere in der seit wenigen Monaten erhältlichen über­arbeiteten Version.

Moderat verändert näherte sich der Passat kurz vor Jahreswechsel als Dauertestwagen dem Fuhrpark der Tiroler Tageszeitung. Der Importeur bedachte uns mit dem beliebten Kombi-Derivat Variant, der mit einem 150 PS starken Vierzylinder-Turbodiesel, einer Siebengang-Doppelkupplung, dem Ausstattungsniveau Elegance und zahlreichen Extras bestückt ist. Hier ragen die IQ.Light-LED-Matrix-Scheinwerfer, das Panorama-Ausstell-/Schiebedach, das Premium-Paket und einige hilfreiche Fahrerassistenzsysteme heraus.

Auf Anhieb fielen erwartungsgemäß die Überraschungen aus: Die bewährte Formensprache widersetzte sich auch dieses Mal jeglichen revolutionären Ansätzen, es bleibt beim gefälligen Erscheinungsbild mit breitem Kühlergrill, inkludierten Scheinwerfern und einer leicht abfallenden Dachlinie. Geradlinig sind Seitenschweller und die Sicke entlang der Türgriffe gezeichnet, die Motorhaube weist Bügelfalten auf, die sich von der Innenseite der Frontleuchten nach hinten zur A-Säule ziehen.

Größer ist das Wagnis, das Volkswagen innen eingegangen ist – die Digitialisierungs­offensive des Konzerns hat den Passat voll erfasst. Wir sind konfrontiert mit einem volldigitalen, leuchtstarken und hochauflösenden Instrumentarium, einem großen Touchscreen auf der Mittelkonsole und einer Reduktion an Tasten und Knöpfen. Für die Bedienung ist ein bestimmtes Maß an Eingewöhnung erforderlich, die Belohnung folgt jedoch auf dem Fuß: Die Navigation arbeitet zuverlässig und mit gut ablesbaren Daten, die Smartphone-Anbindung erfolgt recht rasch und das Menü wirkt logisch aufgebaut.

Der Fahrer kann den Aufbau des Kombiinstruments variieren: Es obliegt dem Lenker, ob er der Navigationskarte den Vorzug einräumt, den klassischen Tacho- und Drehzahlanzeigen oder etwa dem gerade abgerufenen Podcast. Nutzerfreulich gelöst ist die Bedienung der Dreizonen-Klimaanlage mit Direktreglern.

Keine Experimente ging Volkswagen beim Passat hinsichtlich des Raumangebots und des Fahrkomforts ein. Vorne wie hinten haben Erwachsene nicht den geringsten Grund zu meckern, Knie-, Ellenbogen- und Kopffreiheit sind großzügig ausgelegt – trotz des eingebauten Panorama­glasdachs. Auf dieses Detail könnten wir verzichten, nicht jedoch auf das Standardtalent eines jeden Passat Variant: das voluminöse und variable Ladeabteil. Schon netto ist die Offert­e mit 650 Litern ansprechend, bei per Zughebel auch heckseitig umlegbaren Rücksitzlehnen wächst das Raummaß auf 1780 Liter. Da kommen Reise- und Transportfreuden auf. Diese Emotionen erfahren eine Verstärkung durch das Feder- und Dämpferverhalten des Passat Variant. Selbst wenn eine adaptive Fahrwerksregelung fehlt, fühlt sich der Wolfsburger Vorzeigekombi höchst komfortabel an.

Passabel verhält sich der noch einzufahrende Selbstzünder: 360 Newtonmeter Drehmoment und 150 PS harmonieren über weite Strecken mit der Siebengang-Doppelkupplung, nur das Einlegen des Rückwärtsgangs ist mit einer Gedenksekunde verbunden. Der Durchschnittsverbrauch belief sich nach 1000 Kilometern Testfahrt auf 6,3 l/100 km. Der Testwagen entspricht einem Wert von 59.517 Euro – monetär macht der Passat jedenfalls einen Wind.

Die Technik

Motor: Vierzylinder-Turbodiesel

Hubraum: 1968 ccm

Drehmoment: 360 Nm bei 1600 U/min

Leistung: 110 kW/150 PS/L/B/H: 4773/1832/1516 mm

Gewicht: 1590/2170 kg

Kofferraumvolumen: 650 — 1780 l

Tankinhalt: 66 l

Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h

0 — 100 km/h: 9,1 Sekunden

Verbrauch: 6,3 l/100 Kilometer

Kraftübertragung: Vorderradantrieb

Preis: 59.517 Euro

CO2-Emission: ab 135 g g/km