Bevölkerung darf Wünsche äußern: Zukunft Heiterwangs anders gedacht
Bevölkerung und Vereine durften zwar all ihre Wünsche äußern, diese wurden aber bis ins Detail durchleuchtet. Die Gemeinde Heiterwang sammelt Entscheidungsgrundlagen für Investitionen, die nachhaltig sein sollen.
Von Helmut Mittermayr
Heiterwang –Wenn die aktuelle Gesamtzahl der zehnjährigen Buben im Dorf die Zahl X erreicht, macht dann eine Investition der Gemeinde in einen Fußballplatz 2030 noch Sinn? In Heiterwang wurde ein völlig neuer Zugang gewählt, um Zukunftsentscheidungen für den Ort auf ein starkes Fundament zu stellen. Bürgermeisterin Beate Reichl wollte einmal die ganze Palette der Wünsche der Bevölkerung erfahren. Prozessbegleiter Christian Frick sortierte und bündelte sie und brachte über die Verschränkung der gesammelten Daten eine teils völlig neue Sicht auf Notwendigkeiten. Die Abteilung Dorferneuerung des Landes und lokale Agenda 21 hatten den Heiterwanger Berater beauftragt, die Studie durchzuführen, bei der im heurigen Sommer 36 Bewohner, gewichtet nach Alter, Geschlecht, Vereinszugehörigkeit und vielem mehr, zum Interview gebeten worden waren. Ein Teil der Befragung gestaltete sich wie der Brief ans Christkind. Wünsche durften ohne Hemmung genannt werden.
Frick: „Es ging darum, einen strategischen Zugang zur künftig benötigten Infrastruktur zu finden. Ein Beispiel: Normalerweise bekommt der in einem Dorf ein Gebäude, der am lautesten schreit. Ein Verein macht mobil, das ist ganz normal. Das muss für die Entwicklung der Kommune aber nicht das vorrangige Projekt sein.“ Eingebettet in eine Matrix aus unterschiedlichsten Aspekten werde die Entscheidungsfindung für Gemeinderat und Bürgermeisterin leichter und anders. So listete Frick etwa die Gesamtzahl aller Aktivitäten und Versammlungsmöglichkeiten innen wie außen und die wirkliche Inanspruchnahme der Zimmer, Säle, Räume und Plätze auf. Die Strukturen und Notwendigkeiten aller Vereine wurden durchleuchtet – vom Faschingsverein mit vier Mitgliedern bis zum Skiclub mit 300. So kam unter anderem heraus, dass am Freitag, wenn Pendler, Schüler und Studenten heimkehren, Vereine gerne ihre Meetings ansetzen (müssen). Dann wird es knapp mit dem Raumangebot. Auch Zuzug, leichtes Wachstum und die von 60 auf 50 Prozent sinkende Zahl der Erwerbstätigen in 15 Jahren waren Punkte, die es zu berücksichtigen gilt.
Auffälliges Detail, auf das BM Reichl stolz ist: Der Sparfüchsin – seit fünf Jahren ist der Verschuldungsgrad Heiterwangs null – ist es mit Investitionen von 2,7 Millionen Euro seit 2010 trotzdem gelungen, mehr Geld pro Kopf und Einwohner auszugeben als der Durchschnitt der Außerferner Gemeinden. Unfinanzierbar wären die in Arbeitsgruppen vertieften Wünsche also nicht. Die Gemeindeführung bekommt sie zur möglichen Umsetzung vorgelegt: Ein zu schaffendes Dorfzentrum, Neu- oder Ausbau des Gemeindesaals, ein Sport/Freizeitzentrum – vieles befindet sich nun in der Pipeline.