Papst rief Menschen in Christmette zu Selbstlosigkeit auf

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend vor tausenden Gläubigen die traditionelle Christmette im Petersdom gefeiert. In seiner Predigt rief er die Menschen zu selbstloser Mitmenschlichkeit auf und betonte, dass Gott auch die schlimmsten Menschen liebe. Indirekt sprach er auch die Missbrauchsfälle in der Kirche an und appellierte an die Gläubigen, sich deswegen nicht der Liebe Gottes zu verweigern.

Der Festgottesdienst im Petersdom leitete offiziell die Weihnachtsfeierlichkeiten im Vatikan ein. Tausende Gläubige begrüßten den Pontifex, als er zweieinhalb Stunden vor Mitternacht für die Christmette in die Basilika einzog. Vor Beginn der Messe enthüllte er eine Christkindfigur. Zwölf Kinder aus Italien, Japan, Venezuela, Kenia, Uganda, den Philippinen und dem Irak legten Blumen rundherum. Für den Argentinier Jorge Mario Bergoglio ist es die siebente Weihnacht als Oberhaupt der katholischen Weltkirche.

Die Messe zur Erinnerung an die Geburt Christi vor 2.000 Jahren wurde live in mehreren Ländern und im Internet übertragen. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte das Oberhaupt der katholischen Kirche das Thema Dankbarkeit. Weihnachten erinnere die Gläubigen daran, dass Gott jeden Menschen bedingungslos liebe, dass jede Person für ihn kostbar sei. Weihnachten sei die richtige Zeit, um Danke zu sagen.

„Weihnachten erinnert uns, dass Gott fortfährt, jeden Menschen zu lieben, auch den schlimmsten“, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Gottes Liebe sei „bedingungslos“. „Du kannst falsche Vorstellungen haben, du kannst alles Mögliche angestellt haben, aber der Herr verzichtet nicht darauf, dich zu lieben“, so Franziskus. Die Liebe Gottes befreie „vom Bösen“ und verbreite „Frieden und Freude“. „Während hier auf Erden alles der Logik des Gebens um des Habens willen zu folgen scheint, kommt Gott ‚gratis‘.“

Der Heilige Vater, der die Christmette mit zahlreichen Kardinälen und Bischöfen zelebrierte, betonte zugleich, dass es keine Entschuldigung gebe, die Liebe Gottes nicht anzunehmen. „Was auch immer falsch in unserem Leben läuft, was auch immer in der Kirche nicht gelingt (...) kann nicht länger als Entschuldigung dienen“, sagte Franziskus in Anspielung auf die zahlreichen Missbrauchsskandale, die die katholische Kirche seit Jahren erschüttern.

„Wir müssen von uns aus beginnen, zu lieben. Das bedeutet, das Geschenk der Gnade anzunehmen“, sagte der Papst. „Die Kirche ändert sich, die Geschichte ändert sich, wenn wir beginnen, nicht die anderen, sondern uns selbst ändern zu wollen und aus unserem Leben ein Geschenk zu machen“, sagte der Heilige Vater.

Auch im Heiligen Land wurde Weihnachten am Dienstag festlich begangen. Von Jerusalem fuhr ein Konvoi aus etwa 40 Fahrzeugen ins knapp zehn Kilometer entfernte Bethlehem im Westjordanland. Die Prozession wurde vom Leiter des katholischen Patriarchats im Heiligen Land, Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, angeführt. Auf dem Krippenplatz in Bethlehem im Westjordanland wurde die Prozession feierlich empfangen. Pizzaballa, ein italienischer Franziskaner, sollte am Abend in Bethlehem auch die Mitternachtsmesse zelebrieren, zu der auch Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas erwartet wurde.

Die Weihnachtsfeiern in Rom fanden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Hunderte Soldaten und Polizisten sind an den Weihnachtstagen zum Schutz „sensibler Einrichtungen“ in der Ewigen Stadt eingesetzt. Alle Zugangsstraßen zum Vatikan, darunter die breite Via della Conciliazione, werden strengstens bewacht, die Kontrollen auf dem Petersplatz wurden verschärft. Am Christtag verkündet Franziskus zu Mittag von der Loggia des Petersdoms seine Weihnachtsbotschaft und spendet dann den Segen „Urbi et Orbi“.

Die Christen gedenken zu Weihnachten der Geburt von Jesus Christus, bei dem es sich nach der Überlieferung an Gottes Sohn handeln soll. Er soll in einem Stall in Bethlehem zur Welt gekommen sein. Die Geburtskirche steht am vermuteten Ort. Jerusalem ist der Bibel zufolge der Ort von Kreuzigung und Auferstehung Jesu.