2020 wird ein „Fidelio“-Jahr - Roscic als Unbekannte am Ring
Ludwig van Beethoven hat ja bekanntlich nur eine einzige Oper geschrieben. Und so ist das Beethovenjahr 2020 im Musiktheater zwar von dem einen oder anderen „Fidelio“ gekennzeichnet, sonst lesen sich die Programme bis zum Sommer aber breit gefächert wie eh und je. Mit dem Amtsantritt von Bogdan Roscic in der Staatsoper ist die große Unbekannte der zweiten Jahreshälfte freilich das Haus am Ring.
Dort beginnt das Jahr aber noch, wie es endet: Mit der „Fledermaus“ in der bewährten Regie von Otto Schenk. Schon ab Februar breitet sich allerdings das Beethoven-Fieber aus. Neben einer Reihe von Liederabenden präsentiert die Staatsoper am 1. Februar eine neue „Leonore“, also die erste Fassung des „Fidelio“, die bisher noch nie am Ring zu hören war. Amelie Niermeyer führt Regie, Tomas Netopil dirigiert. In Sachen „Fidelio“ legt man im April auch noch mit der - ebenfalls bewährten- Inszenierung von Otto Schenk nach, in einer Serie mit Luxusbesetzung zwischen Andreas Schager (Florestan) über Tomas Konieczny (Don Pizzaro) bis Günther Groissböck (Rocco).
Konieczny und Schager treffen zuvor schon in einem ebenfalls üppig besetzten „Ring“-Zyklus aufeinander, ebenso wie auf Nina Stemme und Elisabeth Kulman (ab 15. März). Als zweite Premiere des Jahres geben Vater und Tochter Muti ein Dirigenten-Regisseurinnen-Duo: Chiara Muti inszeniert eine neue „Cosi fan tutte“, Papa Riccardo steht im Graben, Marianne Crebassa und Genia Kühmeier sorgen für prominenten Glanz auf der Bühne.
Seinen Abschied vom Haus am Ring nach zehn Jahren begeht Dominique Meyer, der die Saison bereits mit einem Bein an der Mailänder Scala beschließt, mit einem italienischen Gruß: Rund um die Premiere „Un ballo in maschera“ - inszeniert von Josef E. Köpplinger und besetzt mit Franceso Meli und Krassimira Stoyanova (15.6.) - sind fünf weitere Opern von Giuseppe Verdi in den letzten Juni-Wochen programmiert. Darunter eine „Traviata“ mit Placido Domingo am Pult.
Als Uraufführungsort von Beethovens einziger Oper feiert das Theater an der Wien den Jahresregenten nicht nur mit der Neuinszenierung des „Fidelio“ durch Hollywoodstar Christoph Waltz (Premiere am 16. März, Manfred Honeck dirigiert), sondern auch mit einer Beethoven thematisch verbundenen Uraufführung. Das Auftragswerk „Egmont“ von Christian Jost kommt am 17. Februar in der Regie von Keith Warner heraus.
Den Jahresauftakt macht der aktuelle Residenz-Regisseur und Puppenmeister Nikolaus Habjan mit Marlis Petersen als „Salome“ (18.1.), zum Saisonschluss debütiert die mit der Salome-Rolle weltbekannt gewordene Asmik Grigorian als „Norma“ in der gleichnamigen Bellini-Oper (15.5.). Mit Andrea Breth, die am 16. April „Der feurige Engel“ von Prokofjew inszeniert, holt man ein weiteres prominentes Debüt ans Haus.
Zu Jahresende läuft noch seine „Csardasfürstin“ an der Volksoper, bereits am 29. Februar kehrt Regisseur Peter Lund mit Johann Strauß‘ „Zigeunerbaron“ an den Gürtel zurück. Im Ballett prägt Mauro Bigonzettis „La Piaf“ (28.3.), in der Oper Modest Mussorgskis „Boris Godunow“ in der Regie von Peter Konwitschny (2.5.) das erste Volksopern-Halbjahr.
Das Kasino am Schwarzenbergplatz bespielt man mit der erst kürzlich uraufgeführten US-Kammeroper „Schoenberg in Hollywood“ von Tod Machover, die letzte Premiere seiner Direktion widmet der scheidende Chef des Wiener Staatsballetts, Manuel Legris, einer Zusammenstellung choreografischer Arbeiten, die aus der Compagnie hervorgegangen sind - „Appassionato - Bach und Vivaldi“ enthält Kreationen von Boris Nebyla, Eno Peci und Martin Winter (5.6.). Einen Vorgeschmack auf die Arbeit des neuen Staatsballettdirektors Martin Schläpfer erhält man am 31. März im Festspielhaus St. Pölten - hier ist seine langjährige Compagnie, das Ballett am Rhein, mit seiner gefeierten „Schwanensee“-Interpretation zu Gast.
Während im Ronacher nach wie vor die „Cats“ ihren Jellicle Ball feiern, stehen die Zeichen im Raimund Theater derzeit noch auf Sanierung - das Haus in Wien-Mariahilf soll vor allem besucherfreundlicher werden. Bereits bekannt ist die Wiedereröffnungspremiere am 17. September: „Miss Saigon“ von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg kommt erstmals nach Wien. Noch vor der Sommerpause sorgen die Vereinigten Bühnen für eine Wiederauflage des im Vorjahr bereits erfolgreich absolvierten „Elisabeth“-Konzertes auf der Open Air-Bühne vor Schloss Schönbrunn (25.-27.6.).
Musical ist auch in den Landeshauptstädten fixer Bestandteil - im Linzer Musiktheater kommt am 1. Februar Stephen Sondheims Komödie „Die spinnen, die Römer!“ heraus. Hauschoreografin Mei Hong Lin legt am 29. Februar ihre Interpretation von Prokofjews „Cinderella“ vor, und in der Oper geben die beiden Heroen Giuseppe Verdi („Il Trovatore“ am 11.1.) und Richard Wagner („Parsifal“ am 11.4.) den Ton an. In Graz startet man mit den „Guys and Dolls“ von Frank Loesser ins neue Jahr (11.1.) und hat mit Mozarts „Don Giovanni“ (8.2.), Mieczylaw Weinbergs „Die Passagierin“ (14.4.) und Bizets „Les pecheurs de perles“ (18.4.) sowohl Hits als auch Preziosen im Programm.
„Viva la Diva“ gibt Gaetano Donizetti in seiner Opera Buffa als Parole aus, die am 8. Februar am Salzburger Landestheater Premiere feiert. Die 44 Tage dauernden Festspiele (18. Juli bis 30. August) werden durch Richard Strauss‘ „Elektra“ mit Asmik Grigorian als Chrysothemis und Franz Welser-Möst am Pult eröffnet. Mit „Don Giovanni“ in der Regie von Romeo Castellucci und mit Dirigent Teodor Currentzis am Pult seiner musicAeterna sowie der „Zauberflöte“, die aus 2018 neu einstudiert wird, sind heuer gleich zwei Mozart-Lieblinge im Programm.