Kino

“Alles außer gewöhnlich“: Ziemlich klischeefreie beste Freunde

Können einander gut leiden: Bruno (Vincent Cassel, links) und Malik (Reda Kateb).
© Thimfilm

Ein französisches Sozialdrama über Menschen mit Handicap von den Machern des Erfolgsklischeefilms „Ziemlich beste Freunde": keine sehr vielv...

Ein französisches Sozialdrama über Menschen mit Handicap von den Machern des Erfolgsklischeefilms „Ziemlich beste Freunde": keine sehr vielversprechenden Voraussetzungen.

Doch Olivier Nakache und Éric Toledano überraschen mit einer Geschichte „Hors Normes", also außerhalb der Klischee-Grenzen und falschen Erwartungen.

Basierend auf echten Menschen, die sie schon vor langer Zeit kennen lernten, stellen sie einen Alltagshelden aus dem französischen Sozialsystem in den Mittelpunkt ihres neuen Films: Bruno (Vincent Cassel) wird immer dann gerufen, wenn die Institutionen mit einem autistischen jungen Menschen nicht mehr weiterwissen.

Mit wenig Ressourcen und viel Improvisation führt der pragmatische Chaot mit Helfersyndrom und Kippa seine außergewöhnlichen Systemsprenger an einen lebenswerten Alltag heran. „Wir werden eine Lösung finden", lautet seine Standardantwort auf ständige Überforderung.

Vincent Cassel brilliert als sympathischer Altruist, der im Privatleben selbst Hilfe braucht, wenn er seine „Shidduch"-Dates vermasselt. Weil er mit seiner Organisation „Le Silence des Justes" chronisch unterfinanziert ist, tut er sich mit Malik (Reda Kateb) zusammen, der junge Männer aus den Pariser Vorstädten ebenfalls in ein geregeltes Leben zurückbringen will.

Anders als in ihrem Blockbuster „Ziemlich beste Freunde" verpacken die beiden Regisseure hier bewusst keine Klischees in ein allzu süßes Drama. Die humoristischen Momente gehen nicht auf Kosten der Identitäten der jüdischen, muslimischen und autistischen Franzosen. Gerade deshalb macht „Alles außer gewöhnlich" dem deutschen Titel alle Ehre.

Der Cannes-Abschlussfilm trifft genau den richtigen, leichten Ton. Bruno und seine Leute bleiben echte Menschen. Der Film verliert sich aber auch nicht in einem hierzulande so beliebten dokumentarisch-deprimierenden Sozialrealismus.

Eine angenehm dynamische Geschichte aus einer schwierigen Welt, mit viel glaubhaftem Optimismus erzählt. (maw)

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