Paris bleibt „Chef“ auf der Stelvio - Mayer Bormio-Dritter

Dominik Paris hat zum bereits vierten Mal die Abfahrt in Bormio gewonnen. Der 30-jährige Favorit aus Südtirol triumphierte am Freitag im Gröden-Ersatzrennen auf verkürzter, aber schwieriger Piste 0,39 Sekunden vor dem Schweizer Beat Feuz sowie 0,42 vor dem Österreicher Matthias Mayer. Am Samstag folgt die Originalabfahrt über die volle Distanz.

Für Paris war es der 13. Weltcupsieg in der Abfahrt, vier davon hat er nun alleine in Bormio geholt. Die wetterbedingte Verlegung von Gröden nach Bormio kam für ihn also gerade recht. Denn Paris bleibt damit der „Chef“ auf der spektakulären Stelvio-Piste, die sich auch diesmal hart und anspruchsvoll präsentierte.

Der regierende Super-G-Weltmeister meisterte das „Biest“ wie schon 2017 und 2018 wieder als Schnellster. 2012 hatte der Südtiroler in Bormio zudem seine erste Weltcup-Abfahrt für sich entschieden, im Vorjahr auch den Super-G und damit gleich beide Speedrennen auf der italienischen WM-Piste von 2005 gewonnen. Paris ist der an Weltcup-Siegen erfolgreichste aktive Abfahrer.

„Das war heute eine der brutalsten Abfahrten. Ich war so am Limit wie damals bei meinem ersten Sieg“, gestand Paris. Der Bormio- und Kitzbühel-Spezialist packte auch diesmal Können und Kraft aus und gilt natürlich auch am Samstag als Topfavorit. „Aber die anderen sind nicht weit weg. Und Beat hat gezeigt, dass es auch mit Gefühl geht“, lobte Paris Feuz, der wegen gebrochenem Mittelhandknochen mit Spezialschiene fährt.

Beim Start muss der Schweizer derzeit klare Abstriche machen. Diesmal rutschte er kurz mit einem Skistock sogar aus und musste auf Schlittschuhschritte wechseln, statt weiter anzutauchen. „39 Hundertstel hat mich das nicht gekostet. ‚Domme‘ ist fantastisch gefahren“, meinte Feuz, der mit Platz zwei seine Führung im Abfahrts-Weltcup behielt. Paris erklärte, warum ihm Bormio und Kitz so liegen: „Dort wird man ständig ans Limit getrieben, das ist einfach geil.“

Mayer kam als einziger ÖSV-Abfahrer in die Top-Ten, nächstbester war Routinier Hannes Reichelt als Zwölfter. Mayer legte mit Startnummer 5 eine Top-Zeit vor, die nur noch von Paris und Feuz unterboten wurde. „Damit bin ich sehr zufrieden. Das war ein richtig cooles Rennen auf hohem Niveau, so kann es ausgehen“, freute sich der Kärntner über den Podestplatz auf einer der schwierigsten Abfahrten. „Hier geht es wirklich gescheit zur Sache. Da putzt es dir die Weihnachts-Kekse sauber durch“, scherzte der Doppel-Olympiasieger. „Hier brennen dir die Oberschenkel richtig. Aber das ist ja genau das, was wir wollen.“

Reichelt war mit Platz zwölf bedingt zufrieden. „Ich bin eher ein bissl schockiert, dass ich relativ weit hinter den Top-Drei bin. So schlecht bin ich nicht gefahren. Eventuell ein bisserl zu sauber“, wunderte sich der 39-jährige Salzburger. „Heute bin ich gesund herunten, morgen heißt es schneller fahren.“

Während sich Max Franz mit leichten Knie- und Rückenschmerzen zu Platz 15 mühte, erlebte Reichelt im Ziel die Schrecksekunde seines Teamkollegen Vincent Kriechmayr, dem es bei Höchsttempo den linken Ski aufschlug. Der Oberösterreicher rettete sich akrobatisch, verzichtet aber auf eine „einbeinige“ Weiterfahrt wie einst Bode Miller.

„So habe ich Kraft für Samstag gespart. Wenigstens ein positiver Aspekt“, meinte Kriechmayr im Ziel. „Teils war es ein Fahrfehler, teils ist es blöd gelaufen“, erklärte er und ärgerte sich: „Mein Frust ist enorm. Null Punkte im Weltcup sind bitter. Vor allem, wenn Domi und Beat so richtig angasen.“

„Das ist einer der Gründe, warum du im Sommer trainierst“, analysierte Reichelt die gelungene Rettungsaktion Kriechmayrs. Zu Paris meinte der Österreicher, der hier 2012 ex aequo mit dem Südtiroler gewonnen hat und Österreichs bisher letzter Bormio-Abfahrtssieger ist: „Der fährt hier über alles drüber, kennt keine Schläge.“ Auch Reichelt rechnet am Samstag (11.30 Uhr, live ORF 1) mit noch einmal verschärften Bedingungen. „In Bormio ist nichts mit Weihnachtsgeschenken. Es ist immer von oben bis unten ein Kampf. „