Aschenwald und Schlierenzauer: Zwei Tiroler sind in Lauerposition
Wenn heute (16.30 Uhr, live ORF eins) mit der Oberstdorf-Quali die 68. Vierschanzentournee beginnt, greifen die Tiroler Skisprung-Asse Gregor Schlierenzauer und Philipp Aschenwald als gefährliche Außenseiter an.
Oberstdorf – Der Schein trügt. Im Teamhotel in Oberstdorf geht es zur Tournee-Pressekonferenz zwei Stockwerke tief in den Keller, bei den ÖSV-Adlern ist vor dem Tournee-Auftakt (Qualifikation heute 16.30 Uhr, live ORF eins) jedoch ein Stimmungshoch angesagt. Im Saal „Seefeld“ skizzierten die Skispringer gestern ihre Ziele für die 68. Vierschanzentournee. Mitfavorit Stefan Kraft, der sich nach seinem Sturz bei der Generalprobe in Engelberg über Weihnachten auskurierte, zeigte sich angriffslustig. „Es tut nichts mehr weh, ich fühle mich, als ob nichts gewesen wäre.“ Beim Saisonhighlight will der 26-jährige Salzburger „ein paar Raketen zünden“.
Tirol schickt gleich drei Springer ins Rennen. Für Debütant Clemens Leitner (21) geht es darum, als siebter ÖSV-Athlet „gute Sprünge zu zeigen und immer im zweiten Durchgang zu landen“. Philipp Aschenwald (24) und Rekord-Weltcupsieger Gregor Schlierenzauer (29) indes dürfen sich weit mehr ausrechnen – vielleicht sogar die Tournee-Sensation?
Herr Schlierenzauer, wie viel würden Sie auf den insgesamt dritten Tourneesieg von Ihnen wetten?
Gregor Schlierenzauer: Ich wette auf mich gar nicht, weil ich sicher kein Favorit bin. Ich konzentriere mich auf die Dinge, die ich zu tun habe. Im Sport ist immer alles möglich, aber wetten sollen andere.
Was wäre Ihr Wunsch für die Tournee?
Schlierenzauer: Ich bin wunschlos glücklich. Für mich ist es wichtig, konstante Leistungen zu bringen. Wenn es mir in Oberstdorf oder sonst wo gelingt, ein Highlight mit zwei Top-Sprüngen zu setzen, ist das super.
Mit Philipp Aschenwald rückt ein starker Tiroler nach. Ist das ein Ansporn?
Schlierenzauer: Es ist cool, dass „Aschi“ den Anschluss zur Weltspitze geschafft hat. Das ist eine Bestätigung, dass wir von der Trainingsphilosophie gut am Weg sind. Er hat heuer schon Bomben-Ergebnisse abgeliefert, das freut mich für ihn.
Herr Aschenwald, was kann man sich von Rekord-Weltcupsieger Schlierenzauer abschauen?
Philipp Aschenwald: Was man von Gregor lernen kann, ist, dass er immer das Optimum herausholen will. Qualität vor Quantität. Mich beeindruckt auch, wie er geduldig auf seine Chance wartet. Er könnte schon längst den Hut draufhauen, aber wenn er so weitermacht, wird er es wieder aufs Podest schaffen.
Was kann man sich im Gegensatz dazu bei Aschenwald abschauen?
Schlierenzauer: Auf jeden Fall seine Konstanz, das zeigt Platz sechs im Gesamtweltcup. Er hat keinen Ausreißer nach unten. Da kann ich mir sicher was abschneiden.
Wie wichtig ist es eigentlich, der bessere Tiroler zu sein?
Aschenwald: Da gibt es keine Rivalität. Das ist mir nicht so wichtig. Wir sind eine coole Truppe und freuen uns mit jedem mit. Das ist die Stärke, die in den vergangenen Jahren die so erfolgreichen Norweger gehabt haben.
Schlierenzauer: Ich sehe das genauso. Wenn man mit der Mannschaft trainiert, und ein Mitglied ist unter den Top drei der Welt, dann weiß man, wo man steht. Da geben Kraft, Aschenwald und immer wieder auch Hörl und Huber die Richtmarke vor.
Herr Aschenwald, außer in Engelberg waren Sie bei jedem Weltcup in dieser Saison auf dem Podest. Wann gelingt der erste Sieg?
Aschenwald: Wenn ich mir das wünschen könnte, dann am Bergisel. Aufgrund der Kulisse, und weil ich ja nicht weit weg davon wohne. Aber wenn es schon morgen in Oberstdorf passiert, wäre es mir auch recht (lacht).
Das Gespräch führte Benjamin Kiechl