Dauerstreik in Frankreich legt Verkehr weiterhin lahm
Mit Spannung wird der Silvester-Abend in Paris erwartet, am Sonntag wurde den 25. Tag in Folge gestreikt. Eine Streikpause über die Feiertage kam nicht zustande.
Paris – In Frankreich wird mit großer Wahrscheinlichkeit das neue Jahr mit einem alten Dauerstreik beginnen. Der Ausstand wegen der geplanten Pensionsreform legte am Sonntag den öffentlichen Nahverkehr in der Hauptstadt Paris weitgehend lahm.
13 der 16 Metro-Linien standen komplett still, wie die Verkehrsbetriebe RATP mitteilten. Mehr als 1200 Helfer seien im Einsatz, um Fahrgäste zu informieren. Am Montag gebe es eine „deutliche Verbesserung“, versprach RATP.
Spannung vor Silvester, Streikpause kam nicht zustande
Mit Spannung wird der Silvester-Abend in der Hauptstadt erwartet. Das Spektakel mit Feuerwerk an der Prachtstraße Champs-Élysées lockt normalerweise ein Millionenpublikum nach Paris. Die Verkehrsbetriebe kündigten den verstärkten Einsatz von Bussen in der Nacht zum Neujahrstag an. Am 30. und 31. Dezember sollte laut Staatsbahn SNCF bis zu jeder zweite der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge im Einsatz sein.
Der Dauerstreik legt seit dem 5. Dezember vor allem den öffentlichen Nahverkehr in Paris und den Fernverkehr im Land lahm. Eine schnelle Lösung zeichnet sich im Machtkampf zwischen der Regierung unter Präsident Emmanuel Macron und den Gewerkschaften nicht ab. Eine Streikpause zu den Feiertagen - wie von Macron angeregt worden war - kam nicht zustande.
Die Regierung will erst am 7. Jänner wieder mit den Sozialpartnern zusammenkommen. Am 31. Dezember soll Staatschef Macron eine im Fernsehen ausgestrahlte Neujahrsansprache halten.
Streik bricht Rekord
Der aktuelle Ausstand übertrifft die Dauer des großen Streiks im Winter 1995. Am Sonntag wurde den 25. Tag in Folge gestreikt. Zwischen November und Dezember 1995 hatten französische Gewerkschaften den öffentlichen Verkehr für 22 Tage lahmgelegt. Der damalige Premierminister Alain Juppé hatte versucht, das Pensions-und Sozialversicherungssystem zu reformieren. Die Regierung machte schließlich einen Rückzieher.
Mit den Gewerkschaften sei mehr als zwei Jahre über die Pensionspläne diskutiert worden, sagte der Verkehrs-Staatssekretär Jean-Baptiste Djebbari am Sonntag dem Journal du Dimanche (JDD). Diese hätten keine konkreten Vorschläge gemacht, so Djebbari.
Der jetzige Streik spiegle zweieinhalb Jahre des Leidens wider, sagte der Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes CGT, Philippe Martinez, ebenfalls dem JDD. „Die Streikenden sind entschlossen. Es gibt eine echte Wut“, sagte Martinez.
Am Samstag gingen Medienberichten zufolge erneut Tausende Menschen in mehreren französischen Städten auf die Straßen, um gegen die Pensionsreform zu demonstrieren. In Paris kam es dabei auch zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten. (APA/dpa)