Musik

Frankfurter Opernorchester in Erl: Die heilende Kraft der Musik

Violinist Yuri Revich (2. v. l.) und das Frankfurter Opernorchester gastierten in Erl.
© Peter Kitzbichler

Eine Autofahrt vom Tiroler Zentralraum zu den Festspielen nach Erl kann letzte Nerven rauben, die nach den Feiertagen noch verfügbar sind. S...

Eine Autofahrt vom Tiroler Zentralraum zu den Festspielen nach Erl kann letzte Nerven rauben, die nach den Feiertagen noch verfügbar sind. Spiegelglatte Schneefahrbahnen bleiben den Anreisenden heuer erspart. Dafür sorgte Freitagabend ein von deutschen Politikerhirnen künstlich herbeigeführter Stau für 45 Minuten im Schritttempo auf der A12 bei Kufstein. Die bayerische Polizei kontrollierte einreisende Fahrzeuge, das heißt, sie winkte fast jeden lapidar durch, der sich vorher mühsamst der Grenze genähert hatte.

So viel Frustabbau darf schon einmal sein, zumal die Festspiele Erl ja gewillt sind, auf der kulturellen Landkarte Tirols zu verbleiben, auch unter markant geänderten Vorzeichen, mit Gustav Kuhn im Off und Bernd Loebe, dem Chef der Oper Frankfurt, als neuem Intendanten zusätzlich auch in Erl.

Opern- und Fußballfan Loebe erlebte vorgestern ein Heimspiel in der Ferne: Das Frankfurter Opern- und Museumsorchester, das Klangkollektiv von Loebes angestammter Wirkungsstätte, gastierte im Erler Festspielhaus. Die Hessen tischten ein Hörerlebnis der Sonderklasse auf. Selbst der Grant manches Stauopfers verflüchtigte sich. Es geht eben nichts über die heilende Kraft der Musik.

Den Auftakt lieferte ein aufsteigender Stern an der Geige im faszinierenden Wechselspiel mit dem Orchester. Yury Revich, Österreicher russischer Abstammung, riss die Besucher bei Antonín Dvoráks Violinkonzert in a-Moll (op. 53) zu Begeisterungsstürmen hin. Im selbstbewussten Stil eines Klassik-Popstars wie seinerzeit Nigel Kenned­y strotzte der 28-jährige Revich vor unbekümmerter Spielfreude, die Leichtigkeit des musizierenden Seins zelebrierend.

Nachgerade fantastisch und tief beglückend dann die Wiedergabe von Anton Bruckners (zuletzt häufiger aufgebotenen) 6. Sinfonie in A-Dur (WAB 106). Hier kostete das Frankfurter Opernorchester den Quell sinfonischer Musik so richtig aus. Temperamentvoll, kraftstrotzend, mit mächtigen Bläsersätzen Beginn und Finale; grazil und fein gewoben, durchwirkt von eleganten Solopassagen (Klarinette, Flöte, Oboe, Fagott) die Sätze dazwischen.

Am Pult stand mit dem Generalmusikdirektor Sebastian Weigle der Chef persönlich: unprätentiö­s, ohne gestikulierendes Tamtam, ein umsichtiger Dirigent mit natürlicher Autorität und großem Gespür auch für leise Töne.

Es war ein schönes Konzerterlebnis, jeder Großbühne würdig. (mark)

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