Schuleinschreibung: „Man muss sich vor App nicht fürchten“
Nach teils kritischen Rückmeldungen könnte der verpflichtende Einsatz jener App, die Schulleiter ab 2021 bei der Entscheidung über die Schulreife von angehenden Taferlklasslern erleichtern soll, verschoben werden. App-Mitentwicklerin Karin Landerl, Entwicklungspsychologin an der Uni Graz, will kritische Rückmeldungen einarbeiten. Sie betont aber auch: „Man muss sich vor der App nicht fürchten“.
Derzeit wird die App um „Poldi“, die freundliche Koboldin, erstmals breiter getestet. Rund zehn Prozent der Volksschulen setzen sie in der aktuellen Pilotphase freiwillig bei der Schuleinschreibung ein, um mittels des Screenings herauszufinden, wie es um die Entwicklung der Fünfjährigen bestellt ist und ob diese bis zum Schulbeginn in bestimmten Bereichen noch Förderung benötigen.
„Wir werden uns nun genau anschauen, wie das Verfahren ankommt, wie die Kinder darauf reagieren und wo Anpassungen notwendig sind“, sagt Landerl zur APA. So sollen etwa Items, die sich im Praxistests eventuell als zu leicht oder zu schwer herausstellen, überarbeitet werden. „Dafür brauchen wir die Rückmeldung der Schulen.“ Diese können übrigens auch individuell entscheiden, ob sie das Screening tatsächlich am Tablet durchführen wollen oder als Papier-Bleistift-Variante.
Bedenken gegen die App kämen allerdings vor allem von Erwachsenen, glaubt Landerl nach Screenings von rund 200 Kindern durch ihre Mitarbeiter. „Das ist ja kein Test. Wenn ich das richtig vermittle, macht das den Kindern Spaß.“ Auch einzelne schwierigere Aufgaben, mit denen Kinder mit besonders viel Vorwissen herausgefiltert werden sollen, sollten aus ihrer Sicht niemanden demotivieren. Immerhin solle den Kindern vor dem Screening vermittelt werden, dass das Ziel sei, Poldi zu helfen und man dabei keinesfalls jede Aufgabe lösen können muss.
Aufgebaut ist die App rund um die freundliche Koboldin „Poldi“ wie ein Computerspiel, in dem die Kinder eine Handvoll Aufgaben lösen sollen. Gemeinsam mit Poldi helfen sie etwa Maulwurf Willi, seinen Maulwurfshügel wiederzufinden oder müssen den Koffer mit den meisten Goldmünzen identifizieren, bevor die Eule ihn stehlen kann. Aufgaben, die den Kindern zu schwer sind, können einfach mittels Zauberstab übersprungen werden.
Das etwa 20-minütige Screening und eine zusätzliche grafomotorische Aufgabe sollen Aufschluss darüber geben, ob die Kinder schon mit Sprachlauten umgehen können, ein altersgemäßes Verständnis von Mengen und ein basales Wissen über Zahlen und Schrift haben und wie es etwa um ihre Schreibbewegungen und Gedächtnisfunktionen bestellt ist.
Am Ende steht eine Empfehlung, ob das Kind vermutlich dem Unterricht ohne zusätzliche Unterstützung folgen kann. Ob sich die App tatsächlich zur Prognose späterer Leistungen in Lesen, Schreiben und Rechnen eignet, wird in einer kleinen Längsschnittstudie erhoben.
Die endgültige Entscheidung über die Schulreife treffen weiterhin die Direktoren oder Lehrer. Sie sollen bei der Schuleinschreibung wie schon bisher motorische oder soziale Fähigkeiten überprüfen.