Auch in Tirol Kliniken keimt der Wunsch nach Gehaltsdebatte
In der gestrigen Pflege-Enquete wurde deutlich: Das neue Gehaltssystem im Pflegebereich hat zu viel Verunsicherung geführt. Noch wartet viel Arbeit.
Von Manfred Mitterwachauer
Innsbruck –Die Nachtdienstzulage bleibt, das neue Entlohnungssystem für Beschäftigte in der Langzeitpflege wird noch einmal auf Reparaturbedürftigkeit untersucht und die Optionsmöglichkeiten wieder geöffnet. Bereits vor der gestrigen Pflege-Enquete von Land, Stadt Innsbruck und Gemeindeverband hatten die zuständigen Landesräte Bernhard Tilg (Gesundheit) und Johannes Tratter (Gemeinden) so etwas wie ein „Friedensangebot“ gelegt.
Vieles wurde gestern im Landhaus von den Experten andiskutiert und erörtet. Etwa das Spannungsfeld Personal. Wie etwa die Personalfrage – eingezwängt zwischen aktuellen Fehlbeständen, einer Pensionierungswelle bis 2030 und sinkenden Ausbildungszahlen – zufriedenstellend beantwortet werden kann.
Auch wurde versucht, anhand der Genese des in den vergangenen Monaten umstrittenen neuen Gehaltsmodells aufzuklären, dass sich das Tiroler Modell weder im Österreich-Vergleich noch am freien Markt zu verstecken brauche. Weiters räumte die Vorständin der Gemeindeabteilung, Christine Salcher, mit einem Irrtum auf: „Das Ziel war nie, dass alle mehr verdienen. Das kann das System gar nicht leisten.“
Anhand der zahlreichen Debattenbeiträge aus dem Publikum (Heimleiter, Gemeindechefs, Pflegemitarbeiter) wurde trotzdem deutlich, dass die jüngsten Debatten zu einer großen Verunsicherung geführt haben. Und mehr: Sie haben neue Wünsche geweckt. Wie berichtet, hat sich das Modell „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ des Landes im Langzeit-Pflegebereich am bereits 2014 zwischen Land und Tirol Kliniken paktierten Gehaltsmodell orientiert. Wenn Tilg nun aber das Pflegemodell wieder aufmache, so müsse selbiges auch für die Tirol Kliniken gelten, forderte Zentralbetriebsrat Gerhard Hödl offen ein: „Dann muss alles zurück an den Start.“ Immerhin habe sich seit 2014 vieles geändert. So wurde inzwischen die Pflegefachassistenz als Bindeglied zwischen diplomierten Kräften und der Pflegeassistenz eingezogen. „Das System stimmt nicht mehr“, fordert Hödl für die Kliniken deshalb neue Verhandlungen über das Gehaltsmodell ein. Tilg will eine Evaluierung nicht ausschließen, priorisiert aber zuvor einen positiven Abschluss für jenes der Langzeitpflege.
Ein „Zurück an den Start“ kann es indes für Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf nicht mehr geben. Und er warnt auch alle jene, welche die Pflege jetzt schlechtreden würden: „Wir sind weder in der Entlohnung noch vom System her die Schlechtesten.“