Künstler Oswald Oberhuber 88-jährig gestorben

Sein Berufsleben war so vielfarbig wie ein Mosaik: Oswald Oberhuber war Bildhauer, Maler, Kunsttheoretiker, -vermittler, Professor, Rektor, Poet, Galerieleiter und Ausstellungsmacher. Der umtriebige Universalist wurde damit eine der zentralen Persönlichkeiten der österreichischen Kunst nach 1945. In der Nacht auf Freitag ist er im Alter von 88 Jahren in Wien verstorben.

Geboren am 1. Februar 1931 in Meran, wurde Oberhubers Familie 1940 im Zuge des Abkommens zwischen dem faschistischen Italien und NS-Deutschland nach Nordtirol ausgesiedelt. Von 1945 bis 1949 besuchte Oberhuber an der Gewerbeschule in Innsbruck die Abteilung Bildhauerei. 1950 lernte er bei Fritz Wotruba an der Meisterschule für Bildhauerei und an der Staatlichen Akademie in Stuttgart bei Willi Baumeister. Seit 1949 beschäftigte er sich mit informeller Malerei, kreierte die informelle Plastik und schuf „Gerümpelplastiken“.

1954 wandte sich Oberhuber der gegenständlichen Malerei zu. Anfang der 60er-Jahre entstanden monumentale Selbstporträts und die Zeichenserie „Ich als Kind“. Schrift- und Zeichenbilder ziehen sich durch sein gesamtes Oeuvre. In diese Zeit fällt auch sein legendäres Manifest „Permanente Veränderung in der Kunst“ (1956), das die Ablehnung jeglicher Stilbildung postulierte.

1972 war Oberhuber gemeinsam mit Hans Hollein dann offizieller Vertreter Österreichs bei der Biennale von Venedig, 1977 und 1983 Teilnehmer an der documenta. Oberhuber war künstlerischer Berater der von Otto Mauer gegründeten Galerie nächst St. Stephan und wurde 1973 schließlich selbst künstlerischer Leiter. In der Galerie nächst St. Stephan präsentierte Oberhuber bis 1978 Joseph Beuys, Lajos Kassak, Jim Dine, Gerhard Richter, A.R. Penck, Friedrich Kiesler, Franz West und Vito Acconci.

An der Hochschule für angewandte Kunst sorgte er für eine Serie bemerkenswerter Ausstellungen sowie die Einrichtung der Dependance Heiligenkreuzerhof. Ab 1973 war Oberhuber als Professor, von 1979 bis 1987 und von 1991 bis 1995 als Rektor der Hochschule für angewandte Kunst tätig, wo er für nachhaltige Reformen sorgte. Dem Zuwachs an Renommee stand allerdings seine 2000 erfolgte Verurteilung wegen widmungswidriger Verwendung von Stipendiengeldern gegenüber.

2004 erhielt Oberhuber das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, zu seinem 75er ehrten ihn unter anderem die Wiener Secession sowie das Tiroler Landesmuseum mit einer großen Geburtstagsschau. Im Belvedere gestaltete er 2009 eine zeitgenössische Hommage an Prinz Eugen, im selben Jahr schenkte er dem MAK eine Sammlung von 101 Zeichnungen. Seine Schülerin Eva Schlegel fasste sein vielfältiges, sich der Einordnung stets verweigerndes Werk damals in nur zwei Worten zusammen: „Einfach Ossi“.

Erst 2016 wurde „Ossi“ im 21er Haus mit einer umfassenden Werkschau gewürdigt. Im selben Jahr erhielt er das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst. Die Auszeichnung ist für jene reserviert, „die sich durch besonders hochstehende schöpferische Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft und der Kunst allgemeine Anerkennung und einen hervorragenden Namen erworben haben“.

Die Nachricht vom Tod Oberhubers sorgte republikweit für Beileidsbekundungen. „Ein großer Künstler, ein kritischer Geist, ein bewunderter Lehrer hat uns für immer verlassen“, zeigte sich Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Reaktion betroffen: „Österreich verliert mit Oswald Oberhuber einen außergewöhnlichen und wertvollen Künstler und Menschen.“

„Österreich verliert einen ganz Großen der Kunstszene, der die Bereiche Bildung und Kunst verschmelzen konnte wie kaum ein anderer“, streute der formell für die Kunst und Kultur zuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) Rosen. Seine mit den Agenden betraute Staatssekretärin Ulrike Lunacek beschied in Richtung Oberhuber: „Seine Stimme war nie parteipolitisch, sondern im Sinne der Demokratie und der künstlerischen Freiheit maßgeblich.“

„Sein radikaler Kunstbegriff und der generalistische, internationale Ansatz seiner Arbeit machten Oberhuber zu einem wichtigen Künstler der Nachkriegszeit“, zollte auch SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda dem Verstorbenen seinen Respekt. Eva Blimlinger, einstige Mitarbeiterin von Oswald Oberhuber an der Hochschule für angewandte Kunst und jetzige Vorsitzende des Kulturausschusses im Nationalrat, beschied indes: „Sein verschmitztes Lachen, seine Großzügigkeit, sein Kunstverständnis werden schmerzlich fehlen.“ NEOS-Kultursprecher Sepp Schellhorn zeigte sich persönlich betroffen: „Er war Sprachrohr der bildenden zeitgenössischen Kunst. Er hat mich auf den Weg zur zeitgenössischen Kunst gebracht.