Abfahrt in Wengen: Der König unter der Eigernordwand
Wer kürt sich am Samstag (12.30 Uhr, ORF eins) in Wengen zum Sieger der Lauberhorn-Abfahrt? Der Klassiker hat in seinem 90. Jahr nach nächtlichem Schneefall Beat Feuz (SUI) als großen Favoriten – und jede Menge Jäger.
Aus Wengen: Roman Stelzl
Wengen – An die 2:30 Minuten Fahrzeit, 4,5 Kilometer Rennstrecke, über 1000 Höhenmeter Differenz – und das alles bei Geschwindigkeiten bis zu 150 km/h. Wenn sich am Samstag die letzten Wolken des nächtlichen Schneeschauers verziehen sollten (so zumindest die Hoffnung aller hier), schlägt in Wengen die große Stunde der besten Abfahrer der Welt. Um 12.30 Uhr (live ORF eins) wird im Angesicht von Eiger, Mönch und Jungfrau der Sieger der 90. Lauberhornabfahrt gesucht. Es ist einer der größten Klassiker, der nur selten Überraschungssieger hervorbringt. Und deshalb ist es auch heuer eine Handvoll Athleten, auf die sich der Fokus richtet:
Beat Feuz: Was Marcel Hirscher in den vergangenen Jahren im Technik-Bereich war, ist der in Aldrans beheimatete Schweizer im Speed-Sektor. In den letzten 17 Abfahrten stand Feuz 15-mal am Podest – in Wengen war der 32-Jährige im Vorjahr Zweiter, 2018 der Sieger. Sein Siegesrezept? „Man fährt zweieinhalb Minuten und darf sich dabei keinen Fehler erlauben.“ Ein Grund, weswegen Hochform und Erfahrung in Wengen die großen Trümpfe sind. Und keiner kombiniert diese beiden Eigenschaften derzeit so gut wie der Ex-Weltmeister.
Vincent Kriechmayr: Von der besten Form ist der Vorjahressieger aus Oberösterreich noch ein Stück weit weg. In vier Abfahrten stand der Super-G-Sieger von Gröden nur einmal auf dem Podest (2. in Beaver Creek). „Ich bin nicht zufrieden. Mein Anspruch war der, dass ich mich heuer verbessere. Das ist nicht gelungen“, meinte Kriechmayr. Motivation gibt dem 28-jährigen WM-Dritten der Sieg vom Vorjahr bei seinem „Lieblingsrennen“. Ein Video, das er sich gerne des Öfteren ansieht. „Da bekommt man richtig Selbstvertrauen.“
Matthias Mayer: Die Siegesfahrt in der gestrigen Kombination wird sich der Kärntner wohl kaum anschauen. Dafür bleibt einfach zu wenig Zeit. „Ich habe noch Termine, Interviews, dann am Abend die Siegerehrung“, stöhnte der Doppel-Olympiasieger und ergänzte: „Der Kombi-Sieg war die schlechteste Vorbereitung. Die anderen sind im Hotel, radeln aus und bereiten sich vor. Ich hoffe dagegen, dass ich morgen noch genug Kräfte habe.“ Da könnte aber das Selbstbewusstsein aushelfen: Im zweiten Training fuhr der 29-Jährige Bestzeit, zudem entschied er die Kombi-Abfahrt, die heute bei schlechter Sicht gefahren werden könnte, überlegen für sich. In Bormio gab es heuer Rang drei.
Dominik Paris: Der Südtiroler Weltcup-Führende ist mit Feuz die große Konstante in der Abfahrt. Doch während Bormio (fünf Erfolge) und Kitzbühel (drei) seine Strecken sind, hat der 30-Jährige mit Wengen so seine Probleme. Letztes Jahr war Paris Elfter, sein bestes Resultat ist ein vierter Rang von 2016.
Mauro Caviezel: Nach dem Sieg im ersten Training und Platz zwei im zweiten jagt der 31-jährige Schweizer seinen zweiten Podestplatz im Weltcup. Die Zuversicht ist da, bisher lief die Saison trotz hoher Erwartungen und starker Trainings aber nicht ganz nach Wunsch.
Und wer noch? Die Liste der Herausforderer der „glorreichen fünf“ ist lange – angeführt wird sie von Aleksander Aamodt Kilde (NOR), Lake-Louise-Sieger Thomas Dreßen (GER) und dem Franzosen Johan Clarey. Letzterer hält übrigens mit 161,9 km/h in Wengen immer noch den Speed-Rekord im Abfahrts-Weltcup.