Chinesische #MeToo-Aktivistin Sophia Huang freigelassen

Nach drei Monaten in Haft ist die bekannte chinesische #MeToo-Aktivistin Sophia Huang wieder auf freiem Fuß. Informierte Kreise bestätigten am Samstag die Freilassung. Die 32 Jahre alte Journalistin war im Oktober in der südchinesischen Metropole Guangzhou festgenommen worden. Ihr war unterstellt worden, „Streit angefangen und Ärger provoziert“ zu haben.

Mit diesem vagen Vorwurf werden in China häufig politisch unliebsame Personen inhaftiert. Bei einer Verurteilung drohen bis zu fünf Jahre Haft. Die Aktivistin hatte offenbar die Aufmerksamkeit der Staatssicherheit auf sich gezogen, weil sie während des Studiums in Hongkong einen Aufsatz über die prodemokratische Protestbewegung in der chinesischen Sonderverwaltungsregion geschrieben hatte.

Die Journalistin, die auf Chinesisch Huang Xueqin heißt, ist eine zentrale Figur der #MeToo-Bewegung in China. Im Zuge der weltweiten Debatte 2018 über sexuelle Übergriffe von Männern hatte sie versucht, chinesische Frauen zu ermutigen, ihr Schweigen zu brechen. Die Bewegung löste Diskussionen an Universitäten, in Medien und Unternehmen aus.

Die Aktivistin und eine Gruppe feministischer Freunde halfen Opfern sexueller Belästigung und brachten Petitionen an Universitäten in Umlauf, Mechanismen einzurichten, mit denen gegen solche Behelligungen vorgegangen werden kann.

Zuletzt hatte Huang in Hongkong Rechtswissenschaften studiert und im Herbst ein volles Studium mit einem Stipendium an der Hongkong Universität aufnehmen wollen. Um den Papierkram dafür zu erledigen, war sie vorübergehend zu ihrer Familie nach Guangzhou zurückgekehrt, wo sie im Oktober von der Polizei abgeholt wurde.

Ihre Festnahme spiegelt die verstärkte Verfolgung von Chinesen, die Unterstützung für die Demonstrationen in Hongkong zeigen. Die chinesische Regierung befürchtet, dass die bereits seit mehr als einem halben Jahr anhaltenden Proteste in der früheren britischen Kronkolonie auch die Menschen in China inspirieren könnten.