Lungenkrankheit in China breitet sich weiter aus
Insgesamt sind laut Gesundheitsbehörde der Metropole Wuhan bisher sechs Todesfälle durch das neue Coronavirus bestätigt worden. Zudem wurden 77 weitere Infektionen gemeldet, wie der chinesische Staatssender CCTV berichtete. Damit gibt es nun in China 291 bestätigte Fälle seit Beginn des Ausbruchs im Dezember. Am Dienstag meldete zudem Taiwan die Erkrankung einer etwa 50-jährigen Taiwanesin.
Zuvor waren bereits Nachweise aus Thailand, Japan und Südkorea bekannt geworden. Betroffen waren stets Menschen, die zuvor in China waren. In Europa ist bisher kein Fall aufgetreten. Beim ersten Todesopfer handelte es sich um einen 61-Jährigen, der nach Angaben chinesischer Behörden auch an Krebs und einer chronischen Lebererkrankung litt. Das zweite Opfer war demnach ein 69-Jähriger mit einer Herzerkrankung. Zum dritten Todesopfer gibt es keine Angaben. Das vierte Todesopfer ist ein 89-Jähriger, der Diabetes und eine Herzerkrankung gehabt haben soll. Zu den zwei zuletzt bestätigten Todesfällen lagen zunächst keine Details vor.
Nach derzeitigem Wissen sorgt das Virus für Fieber und Symptome einer Lungenentzündung, erklärte der Berliner Virusforscher Christian Drosten. „Die oberen Atemwege sind kaum betroffen, es gibt beispielsweise keinen Schnupfen.“ Von Lunge zu Lunge gelangt ein Erreger schwerer als etwa mit den Tröpfchen beim Niesen. Eine schützende Impfung oder eine spezielle Therapie zur Behandlung der Infektion gibt es nicht, lediglich die Symptome können mit Medikamenten abgemildert werden.
Analysen des Erbguts haben laut Drosten ergeben, dass es sich um eine SARS-Virus-Variante handelt. „Es ist dieselbe Virusart, nur in einer anderen Variante“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Charite in Berlin. Unterschiede gebe es vor allem bei den Proteinen, mit denen das Virus an menschliche Zellen andocke.
Dass ein zuvor unbekanntes Virus so wie das jetzige Ausbrüche beim Menschen verursacht, kommt nach Einschätzung des Virologen etwa alle zehn Jahre vor. Tollwut, HIV, MERS, Ebola: Die meisten Infektionskrankheiten des Menschen stammen aus dem Tierreich. Gerade Säugetiere tragen Erreger, die auf den Menschen überspringen können. Als Quelle neuer Coronaviren gelten unter anderem Fledermäuse und Flughunde. Auch Nutztiere haben in der Vergangenheit Coronaviren auf den Menschen übertragen. Bei spontanen Wirtswechseln eines Erregers ist die Gefahr einer gefährlichen Epidemie oft größer als bei schon lange kursierenden, weil der Mensch keine Antikörper gegen den neuen Erreger hat.
Asiatische Nachbarn und mehrere Flughäfen in anderen Ländern weltweit haben inzwischen Fieberkontrollen bei der Einreise aus Wuhan eingeführt. Das italienische Gesundheitsministerium kündigte an, Verdachtsfälle an Bord in Rom landender Flugzeuge aus Wuhan künftig zu überprüfen. Piloten sollen demnach Passagiere mit entsprechenden Symptomen melden. Diese würden dann sofort in das nationale Institut für Infektionskrankheiten in Rom gebracht, hieß es.
Auch in Australien werden Reisende kontrolliert. Es gibt drei Direktflüge in der Woche von Wuhan nach Sydney, jeder Flug soll von einem Expertenteam empfangen werden. In Brisbane wurde zudem ein Verdachtsfall untersucht: Dort ist ein Mann, der kürzlich seine Familie in Wuhan besucht hatte und Symptome zeigte, in seinem Haus abgeschirmt. Tests sollten klären, ob er mit dem neuartigen Virus infiziert ist.