Bereits neun Tote durch Corona-Infektionen in China
Die Erkrankungen durch das neuartige Coronavirus in China haben sich sprunghaft weiter ausgebreitet. Nach einer neuen Zwischenbilanz der chinesischen Regierung vom Mittwoch stieg die Zahl der Todesopfer um drei auf mindestens neun. Die Gesamtzahl der Erkrankungen wuchs demnach um mehr als 100 neue Fälle auf rund 440. Die WHO will sich am Mittwoch in einer Krisensitzung mit dem Erreger befassen.
Der für Gesundheitspolitik zuständige Vizeminister Li Bin warnte, dass das Virus mutieren und sich weiter ausbreiten könnte. Die Sorgen werden durch den intensiven Reiseverkehr rund um den chinesischen Neujahrstag am kommenden Samstag gesteigert. Rund um das Fest sind jedes Jahr Millionen Chinesen per Zug, Bus oder Flugzeug im Land unterwegs. Nach chinesischen Angaben ist das Virus von Mensch zu Mensch übertragbar.
Die nationale chinesische Gesundheitsbehörde kündigte verstärkte Desinfizierungen von Flughäfen und Bahnhöfen sowie in Einkaufszentren an. Falls notwendig könnten in Zonen mit dichtem Menschenandrang auch Fiebermessungen vorgenommen werden. Die meisten der Infizierten leben in der zentralchinesischen Millionenmetropole Wuhan. Ein dortiger Fisch- und Geflügelmarkt gilt als Ausgangspunkt des Erregers. Die genaue Quelle wurde bisher nicht identifiziert. Mutmaßlich gingen die Infektionen ursprünglich von einem Tier aus. Vizeminister Li kündigte an, die Forschungen zu Ursprung und Übertragung des Virus würden verstärkt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) will am Mittwoch bei ihrer Krisensitzung in Genf eine Risikobewertung vornehmen und entscheiden, ob sie einen internationalen Gesundheitsnotstand ausruft. Die EU-Kommission versicherte unterdessen, dass sie gegen eine mögliche Ausbreitung des Virus nach Europa gewappnet sei.
Die Brüsseler Behörde sei darauf vorbereitet, rasch „potenzielle Gegenmaßnahmen zu unterstützen und zu koordinieren, sollte dies erforderlich sein“, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides der Zeitung „Die Welt“. Zusammen mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) beobachte die Kommission die Ausbreitung des Erregers sehr genau.
Die EU-Kommission stehe wegen des Virus in ständigem Kontakt mit den EU-Mitgliedstaaten, sagte Kyriakides. Unter Führung der Kommission tauschten die nationalen Behörden Informationen aus und verständigten sich über Risikobewertungen und mögliche Reaktionsmaßnahmen.
Ein erster Krankheitsfall durch den neuen Erreger wurde aus den USA gemeldet. Das Virus wurde nahe der Großstadt Seattle im nordwestlichen Bundesstaat Washington bei einem aus China eingereisten Mann nachgewiesen, wie die US-Gesundheitsbehörde CDC mitteile. Der Mann, der in den USA lebt und nach Wuhan gereist war, wurde als Vorsichtsmaßnahme in ein Krankenhaus eingeliefert. Die USA weiten nun ihre Kontrollen an Flughäfen aus.
Auch die chinesische Sonderverwaltungszone Macau meldete einen ersten Fall. Es handle sich um eine 52-jährige Geschäftsfrau aus Wuhan, die mit dem Schnellzug nach Macau gekommen sei, teilte die dortige Gesundheitsbehörde mit. Die Glücksspiel- und Vergnügungsmetropole Macau zieht große Scharen von Besuchern aus Festlandchina an.
Einzelne Fälle von Erkrankungen durch den neuartigen Virus waren zuvor bereits aus Thailand, Japan, Südkorea und Taiwan gemeldet worden. Nordkorea wiederum will als Vorsichtsmaßnahme gegen den Virus nach Angaben eines großen Reiseveranstalters seine Grenzen vorübergehend für alle ausländischen Touristen schließen. Die Details der Maßnahme seien aber noch nicht bekannt, sagte das Unternehmen Young Pioneer Tours, das seinen Sitz in China hat. Die große Mehrheit der ausländischen Touristen in Nordkorea sind Chinesen.