Fotoausstellung zu Hongkong-Protesten in Wien

Die Fotoschau „Stand with Hong Kong Journalists“ im Wiener Kunstraum Nestroyhof soll das Bewusstsein für die dortigen Proteste fördern. Pressebilder in unterschiedlichen Formaten dokumentieren bildgewaltig die Unruhen. „Wir zeigen mit der Ausstellung, wie wichtig die Rede- und Pressefreiheit in einer Demokratie ist“, sagte die Kunstraum-Leiterin Christine Janicek bei der Eröffnung am Mittwoch.

Seit Juni 2019 gibt es in Hongkong Unruhen. Die Demonstranten fürchten, dass die chinesische Regierung mithilfe eines umstrittenen Gesetzes mehr Einfluss im liberaleren Hongkong haben könnte. Wenngleich die meisten Fotos die Demonstranten in den Mittelpunkt stellen, werden auch die Perspektiven der Polizisten und der China-Unterstützer berücksichtigt. Eine Zeitschiene und Videos der Regisseurin Mok Kwan Ling, die Demonstranten und Aktivisten zu Wort kommen lassen, flankieren die Fotoausstellung. „Als Journalisten werden wir von der Polizei wie Demonstranten behandelt und bekommen Tränengas und exzessive Gewalt ab“, sagte sie. „Journalisten sollten sich keinen Protesten anschließen, aber wir hatten hier keine Wahl“, so ein Pressevertreter in einem ihrer Videos.

Auf einem Bild sind gekennzeichnete Pressevertreter mit erhobenen Händen zu sehen. „Hier wurde scharfe Munition verwendet“, berichtete der Fotograf Fung Hoi Kin. Auch andere Schnappschüsse unterstreichen die Gewalt, die während der Demonstrationen entfesselt wird: Das funkensprühende Mündungsfeuer einer Polizeiwaffe, das grelle orangene Feuer eines Molotowcocktails in der Hand einer Demonstrantin mit Gasmaske, oder der dicke Strahl Pfefferspray vermitteln echte Brutalität.

Die Bilder zeigen meist Straßenkämpfe, Barrikaden und Demonstranten mit improvisierter Schutzausrüstung und Gasmasken. Auch die typischen Regenschirme, mit denen sich die Aktivisten gegen Tränengasgranaten und andere Angriffe der Polizei schützen, sind allgegenwärtig. Viele der Aufnahmen sind in der Nacht entstanden, oft taucht der Schein von Leuchtreklamen die Personen in unwirkliches artifizielles Licht, das zusammen mit den Tränengasschwaden und den Laserzielgeräten der Polizei in umfangreicher Ausrüstung fast schon an Science-Fiction erinnert.

Beinahe alle Fotos zeichnen sich durch kräftige Farben aus. So steht ein einsamer Demonstrant im blau getönten Nebel des Wasserwerfers. „Die Polizei verwendet gefärbtes Wasser, um nachher die Demonstranten identifizieren zu können“, erklärte Fung Hoi Kin. Trotz der unwirklichen Farben und Stimmungen sind alle fotografierten Momente real und vermitteln große Eindringlichkeit und Ernsthaftigkeit.

Neben Fotos von Zusammenstößen sind auch viele Bilder der friedlichen Proteste ausgestellt. So zeigt das Bild einer Demonstration ein Menschenmeer, wegen des großen Formats sind jedoch alle Teilnehmer als Individuen erkennbar. Auch werden die Schlaflager und das tägliche Leben der Aktivisten gezeigt, die in der polytechnischen Universität von der Polizei belagert wurden.

„Die Bilder zeigen eindrucksvoll, wie schwer es für die Journalisten ist, ihre Arbeit zu tun. Die Polizei sollte sie nicht behindern, sondern unterstützen“, so die Generalsekretärin des Presseclub Concorida Daniela Kraus. Mit Spenden können Besucher die Journalisten vor Ort unterstützen. Podiumsdiskussionen sollen zudem einen noch tieferen Einblick gegen.

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