Tirol

„Tag der Lehre" in Innsbruck: Tiroler Politik will Lehre attraktiver machen

Am „Tag der Lehre“ in der Innsbrucker Messe wurde virtuell geschweißt.
© Foto TT/Rudy De Moor

Mehrere tausend Schülerinnen und Schüler besuchten den „Tag der Lehre“, Landesrätin Zoller-Frischauf betonte Karrierechancen mit Lehre

Von Verena Langegger

Innsbruck – Schon am Vormittag ist der Andrang groß in der Messehalle A beim „Tag der Lehre“. Gleich nach dem Eingang zeigen die Konditoren, was sie können. Neben verschiedenen Figuren aus Marzipan locken große Kübel Nutella. Vanessa ist mit ihrer Klasse da, sie nimmt gleich mehrere Rumkugeln für sich und ihre Freundinnen mit. Konditorin will sie wahrscheinlich aber trotzdem nicht werden, sagt sie. Der Tag der Lehre fand gestern bereits zum fünften Mal statt, für Tirols Landeshauptmann Günther Platter (VP) ist er „eine Erfolgsgeschichte“. 34 Lehrberufe wurden vorgestellt, mitmachen und selbst ausprobieren lautete die Devise.

Nicht nur der Landeshauptmann ist vor Ort, um die Bedeutung der Lehrausbildung zu betonen. Auch Bildungslandesrätin Beate Palfrader (VP) und Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (VP) stehen hinter den geplanten Lehrlingsinitiativen, wie einem Titel für den Meister. Palfrader will zudem etwa auch den Euregio-Austausch von Ausbildnern fördern. „Man kann ja immer etwas dazulernen.“ Derzeit gebe es 10.874 Lehrlinge in Tirol, „es könnten aber noch mehr werden“, wünscht sich Palfrader.

Auch Motoren wurden zerlegt.
© Foto TT/Rudy De Moor

Zoller-Frischauf, selbst Fotografin mit Meisterprüfung, erinnert sich, dass genau das Thema Lehre sie 1993 in die Politik geführt habe. „Man kann wirklich mit Lehre Karriere machen“, sagt sie. Und erinnert daran, dass aktuell in Tirol 4000 Fachkräfte fehlen, bis 2030 wird damit gerechnet, dass es 10.000 Experten zu wenig sein werden. Aber: „Der Erfolg der Wirtschaft hängt von Fachkräften ab.“ Für sie ist das „duale Ausbildungssystem“ wirksames Werkzeug, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wer heute eine Lehrstelle hat, der hat gute Chancen, sie auch zu behalten und insgesamt sehr gefragt zu sein.“

Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser wünscht sich neben der dualen eine „triale“ Ausbildung. „Es braucht diesbezüglich weitere Module zur Weiterentwicklung in der Lehrzeit“, betonte er. Zudem solle man verstärkt „Unternehmen verknüpfen“ und es somit etwa ermöglichen, dass beispielsweise ein Koch auch für einige Wochen in einen Mechatronik-Betrieb hineinschnuppern kann. „Das gibt Weitblick und macht die Lehre cool.“

Backen ohne Technologie in der Messehalle.
© Foto TT/Rudy De Moor

Die junge Dame, die entspannt im Stuhl beim Stand für Fußpflege liegt, ist bereits auf dem Weg zur Fachkraft. Am „Tag der Lehre“ lässt sie sich von ihrer Kollegin die Nägel machen. Denn auf der Messe geben zukünftige Fachkräfte anhand von praktischen Arbeiten Einblicke in ihre Arbeitswelten. Es wird also gehobelt, gesägt, Motoren werden zerlegt, es zeigen klassische Lehrlinge wie Tischler und Mechaniker, was sie tun – vor Ort ist aber auch ein Roboter. „Dieser soll Menschen bei der Arbeit unterstützen“, erklärt der Elektrotechniker dem interessierten Schüler. Neben dem Roboter steht ein Bildschirm, dort wird programmiert, was der Roboterarm genau tun soll. „Eine Lehre in der Industrie bietet für jeden etwas, es gibt kleine, überschaubare Betriebe, aber auch internationale ­Konzerne“, sagt Eugen Stark von der Industriellenvereinigung.

Bildungslandesrätin Beate Palfrader (l.), Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (r.) und Landeshauptmann Günther Platter (alle VP).
© Land Tirol/Berger

Lehre mit Matura ist in Tirol sehr gefragt

Circa 350 Maturantinnen und Maturanten machen derzeit eine Lehre – Tendenz steigend, sagt AMS-Chef Anton Kern. So wird die duale Akademie derzeit im Bereich der pharmazeutisch-kaufmännischen Assistenz, der Labortechnik und Augenoptik angeboten. Es gibt eigene Klassen und Lehrpläne, fürs nächste Schuljahr sind weitere Klassen für die Lehrberufe Automobilkauffrau/-kaufmann, Elektrotechnik, Mechatronik und IT & Software – Applikationsentwicklung und Coding geplant. Die Digitalisierung hält auch Einzug, neu ist der Lehrberuf ‚Fahrradmechatronik‘ oder ‚Backtechnologie‘. Das Land Tirol unterstützt die Lehre durch Auszeichnungen und der Begabtenförderung. Zudem gibt es Ausbildungsbeihilfen oder das Bildungsgeld update. (TT)

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