Trump will Nahost-Friedensplan bis Dienstag vorstellen
US-PrĂ€sident Donald Trump will in den kommenden Tagen seinen lange erwarteten Friedensplan fĂŒr den Nahen Osten vorlegen. âEs ist ein groĂartiger Planâ, sagte Trump an Bord der PrĂ€sidentenmaschine âAir Force Oneâ am Donnerstagabend (Ortszeit). Er solle veröffentlicht werden, bevor der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu und OppositionsfĂŒhrer Benny Gantz am Dienstag Washington besucht.
âEs ist ein Plan, der wirklich funktionieren könnteâ, sagte Trump vor mitreisenden Journalisten. Man habe auch âkurzâ mit den PalĂ€stinensern darĂŒber gesprochen. Weitere GesprĂ€che sollten folgen. âIch bin sicher, sie werden vielleicht zuerst negativ reagieren, aber es ist tatsĂ€chlich sehr positiv fĂŒr sieâ, sagte er. â Er wĂŒnsche sich sehr, diesen âDealâ zu machen, von dem viele sagten, es sei der schwierigste ĂŒberhaupt. âIch liebe es, Deals zu machen.â
US-VizeprĂ€sident Mike Pence hatte zuvor bei einem Treffen mit Netanyahu in Jerusalem bestĂ€tigt, dass Trump Netanyahu und Gantz ĂŒberraschend zu GesprĂ€chen ins WeiĂe Haus eingeladen habe. Bei dem Treffen am Dienstag solle es um âregionale Themen sowie die Aussicht auf Frieden hier im Heiligen Landâ gehen, sagte Pence.
Der israelische TV-Sender Channel 13 berichtete, Trumps Friedensplan sei so proisraelisch wie kein anderer in der Vergangenheit. Es wird damit gerechnet, dass die PalĂ€stinenser ihn sofort zurĂŒckweisen. Der Plan sehe unter anderem die Einrichtung eines unabhĂ€ngigen PalĂ€stinenserstaates auf 85 bis 95 Prozent des Westjordanlands vor, berichtete der Sender. Das restliche Gebiet solle von Israel annektiert werden. Israel werde jedoch die Sicherheitskontrolle im gesamten Westjordanland behalten, hieĂ es. Einige Viertel im Ostteil Jerusalems sollten die Hauptstadt der PalĂ€stinenser bilden. Die israelischen Siedlungen sollten nicht gerĂ€umt werden, aber rund 8.000 Siedler in von Israel nicht genehmigten Siedlungs-AuĂenposten mĂŒssten diese verlassen, hieĂ es.
Israel hatte 1967 wÀhrend des Sechstagekriegs unter anderem das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Dort leben heute mehr als 600.000 israelische Siedler in mehr als 200 Siedlungen. Aus dem damals ebenfalls eroberten Gazastreifen ist Israel abgezogen. Die PalÀstinenser wollen im Westjordanland und dem Gazastreifen einen unabhÀngigen Staat mit der Hauptstadt Ost-Jerusalem ausrufen.
Trumps Regierung hat bereits eine Reihe einseitig proisraelischer Entscheidungen getroffen. So erkannte sie in einem einseitigen Schritt den israelischen Anspruch auf die besetzten Golanhöhen ebenso an wie Jerusalem als Israels Hauptstadt. Die USA verlegten ihre Botschaft dorthin.
Die PalĂ€stinenserfĂŒhrung wirft der US-Regierung vor, sie sei in dem Konflikt proisraelisch. Sie hat Trumps-Friedensplan deshalb schon im Voraus abgelehnt. Nabil Abu Rudeineh, Sprecher von PalĂ€stinenserprĂ€sident Mahmoud Abbas, erklĂ€rte am Donnerstag als Reaktion auf das geplante Treffen nĂ€chste Woche in Washington: Falls Trumps Deal die bereits abgelehnten Bedingungen enthalte, wĂŒrden die PalĂ€stinenser eine Reihe von MaĂnahmen ergreifen, um ihre legitimen Rechte zu wahren. Israel mĂŒsse seiner vollen Verantwortung als Besatzungsmacht nachkommen.
Trump lĂ€dt Netanyahu und Gantz gut einen Monat vor einer dritten israelischen Parlamentswahl binnen eines Jahres ein. Diese ist fĂŒr den 2. MĂ€rz angesetzt. Nach Wahlen im April und September vergangenen Jahres war wegen einer Pattsituation zwischen dem rechts-religiösen und dem Mitte-Links-Lager keine Regierungsbildung gelungen. Der rechtskonservative Netanyahu (Likud) war zweimal bei dem Versuch gescheitert, eine Koalition zu schmieden.
Trump selbst sagte zu dem Treffen in der kommenden Woche, es sei beispiellos, dass beide Kandidaten zusammen ins WeiĂe Haus kĂ€men. Er sei ĂŒberrascht und beeindruckt, dass die beiden dies mitten im Wahlkampf tĂ€ten. Sie beide wollten Frieden. âIsrael will Frieden. Die PalĂ€stinenser wollen Frieden. Sie alle wollen Frieden.â
Netanyahu sagte am Donnerstag bei dem Treffen mit Pence in Jerusalem, es sei seine Idee gewesen, auch seinen Herausforderer Gantz einzuladen: âIch denke, es ist wichtig, dass wir diese historische Gelegenheit nicht verpassen.â Auch Pence sagte, er habe die Einladung fĂŒr Gantz auf Vorschlag Netanyahus ausgesprochen. Gantz habe die Einladung angenommen und werde Netanyahu ins WeiĂe Haus begleiten. Pence war nach Israel gereist, um mit Staats- und Regierungschefs aus fast 50 LĂ€ndern an die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz vor 75 Jahren zu erinnern.
Noch ist unklar, wie Trumps VorstoĂ sich auf Netanyahus Chancen auf einen Wahlsieg auswirken werden. Rechtsorientierte israelische Politiker bekrĂ€ftigten am Donnerstag, sie wĂŒrden der Einrichtung eines unabhĂ€ngigen PalĂ€stinenserstaates nicht zustimmen.
Netanyahu ist politisch angeschlagen, weil er vor einer Korruptionsanklage steht. Am Dienstag sollen Debatten eines parlamentarischen Ausschusses ĂŒber einen Antrag Netanyahus auf ImmunitĂ€t beginnen. Sollte das Parlament Netanyahu ImmunitĂ€t verweigern, mĂŒsste sich der Regierungschef einem Prozess stellen. Netanyahu hatte laut Medienberichten versucht, die Entscheidung ĂŒber die ImmunitĂ€t bis nach der Wahl zu verschieben, weil er gegenwĂ€rtig keine Mehrheit hat und mit einer Niederlage rechnen muss.
Auch Trump steht in der Heimat unter Druck wegen des laufenden Amtsenthebungsverfahrens gegen ihn im US-Senat. Dort dĂŒrften am kommenden Dienstag die Verteidiger Trumps ihre PlĂ€doyers halten, die sich voraussichtlich von Samstag an ĂŒber insgesamt drei Tage erstrecken. Die Demokraten im ReprĂ€sentantenhaus werfen Trump in der Ukraine-AffĂ€re Amtsmissbrauch und Behinderung der Ermittlungen der Parlamentskammer vor. Eine Amtsenthebung Trumps ist allerdings extrem unwahrscheinlich, weil seine Republikaner im Senat eine Mehrheit haben.