Ruhige Demo gegen Akademikerball - Hofer beschwor Einheit
Der FPÖ-Akademikerball in der Wiener Hofburg am Freitag war auch heuer wieder von Protesten begleitet. Rund um den Heldenplatz gab es erneut Platzsperren, gröbere Zwischenfälle blieben laut Polizei aus. Am Ball selbst trat nach dem Ibiza-bedingten Rücktritt von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache diesmal dessen Nachfolger Norbert Hofer ans Rednerpult und hob die Bedeutung der Korporationen hervor.
Das Tanzereignis, das von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer gesehen wird, brachte heuer etwas weniger Demonstranten auf die Straße als im Vorjahr. Laut Polizei versammelten sich bei der Schlusskundgebung vor der Oper rund 1.200 Personen. Die Demo-Organisatoren der „Offensive gegen Rechts“ schätzten die Teilnehmerzahl letztlich auf 2.200. Gegen 20.00 Uhr lichteten sich die Reihen.
Die Teilnehmer starteten gegen 18.00 Uhr, ausgestattet mit Trommeln und einem „No Pasaran“-Transparent („Kein Durchkommen“, Anm.) sowie einem Lkw an der Spitze, von der Wiener Universität zu ihrem Marsch durch die Innenstadt. Dabei ertönten die obligaten Parolen wie „Alerta, Alerta, Antifascista“. Am Karlsplatz wurden Parolen wie „Rassistisch, sexistisch, ekelhaft - das ist die deutsche Burschenschaft!“ von der Menge skandiert oder Plakate mit Slogans wie „Nazis raus aus der Hofburg!“ hochgehalten. Die Demo klang bei der Oper mit musikalischen Darbietungen aus.
In der Hofburg füllten sich zu diesem Zeitpunkt die Festsäle erst so richtig. Zwar waren weniger Gäste als im Vorjahr gekommen, als die Stimmung angesichts der FPÖ-Regierungsbeteiligung am Hochpunkt war; es fand sich aber wieder zahlreiche freiheitliche Polit-Prominenz am Burschenschafterball ein. Neben Parteichef Hofer zog Wiens FPÖ-Chef und Vizebürgermeister Dominik Nepp an der Spitze der Ehrendelegation ein. In dieser fanden sich u.a. auch der Nationalratsabgeordnete Harald Stefan, Volksanwalt Walter Rosenkranz, Ex-FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker, Wiens FPÖ-Klubobmann Toni Mahdalik und der nicht amtsführende FPÖ-Stadtrat Maximilian Krauss ein.
Auch der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger, die nicht amtsführende FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, Ex-EU-Mandatar Andreas Mölzer, der ehemalige Dritte Nationalratspräsident Martin Graf und der Nationalratsabgeordnete Phillip Schrangl wurden gesichtet. Identitären-Sprecher Martin Sellner stellte sich bei seinem Eintreffen bereitwillig den Medien und erklärte, es sei gut, dass es einen rechten Ball gebe.
Und auch der nach der Ibiza-Affäre zurückgetretene und aus der FPÖ ausgetretene ehemalige FPÖ-Klubobmann Johann Gudenus war in die Hofburg gekommen, blieb aber wortkarg: Er erwarte sich einen „schönen Ballabend“, erklärte er lediglich. Dem Ball fern blieb hingegen Strache, der gemeinsam mit Gudenus durch seine Aussagen in dem auf Ibiza heimlich aufgenommenes Video die tiefe Krise der FPÖ ja erst ausgelöst hatte.
Hofer trat bei der Eröffnung ans Rednerpult und strich dabei die Bedeutung der Korporationen für die Partei hervor. „Ihr sei der wahre, der harte Kern, auf den man auch weiter aufbauen kann.“ Auch warnte Hofer vor einem Verlust der Freiheit, den es als burschenschaftlichen Wert zu verteidigen gelte. Denn „man will uns vorscheiben, wie wir zu leben haben“. Das gelte etwa für die Frage der Motorisierung, der Nahrungsmittel, aber auch dafür, „wie wir zu denken und zu formulieren haben“, etwa beim Thema des Gendern bei Diplomarbeiten.
„Und deswegen ist es so wichtig, dass wir eine gemeinsame Gesinnung haben. Wir dürfen uns auch wehren, wenn uns vorgeschrieben wird, wer diesen Ball besuchen darf und wer ihn nicht besuchen darf. Auch dagegen wehren wir uns zu Recht“, sagte Hofer.
Seinen Vorgänger Strache erwähnte Hofer mit keinem Wort. Allerdings verwies er auf eine Idee von Ex-FPÖ-Chef Jörg Haider, der 1998 eine „Bürgerbewegung“ ins Leben rufen habe wollen - und spielte damit wohl auf Straches jüngste Aussage an, als dieser meinte, es brauche eine „neue Bürgerbewegung“. Haiders Idee sei „falsch“ gewesen, betonte Hofer, vielmehr brauche es eine Verfestigung der Ideologie.
Musikalisch wurde der Burschenschafterball nicht nur klassisch begleitet. Auch die „John Otti Band“, die bei zahlreichen traditionellen FPÖ-Veranstaltungen gebucht wird, spielte wie schon im Vorjahr auf. Sänger Werner Otti sprach bei seinem Eintreffen von einer „schwierigen Situation“ für die FPÖ. Ob er auch für Strache spielen würde, ließ es dann aber unbeantwortet. Der ehemalige Parteichef selbst, der ja voraussichtlich bei der Wien-Wahl für die FPÖ-Abspaltung „Die Allianz für Österreich“ kandidieren dürfte, war nicht in der Hofburg erschienen.
Als Mitternachtseinlage war übrigens wieder ein Auftritt von Profi-Tänzer Willi Gabalier, der sich bei der ORF-Sendung „Dancing Stars“ einen Namen gemacht hat, eingeplant. Für den Bruder des „Volksrock‘n‘Rollers“ Andreas Gabalier ist es nach dem Vorjahr das zweite Mal am Akademikerball. Damals hatte er erklärt, keine Berührungsängste mit dem burschenschaftlichen Milieu zu haben. Man müsse „in alle Richtungen tolerant“ sein, sagte er vor einem Jahr.