Coronavirus erreicht Europa - Mehr als 40 Tote in China

Das aus China stammende Coronavirus lässt immer mehr Menschen an einer neuen Lungenkrankheit sterben und hat inzwischen auch Europa erreicht. Das chinesische Staats-TV berichtete über mittlerweile 41 Todesopfer und knapp 1.300 Infizierte. Inzwischen gibt es auch in Frankreich als erstem Land der EU bestätigte Infektionen. Und in Großbritannien werden 2.000 Fluggäste aus China gesucht.

Drei Patienten befinden sich in Frankreich derzeit unter Quarantäne im Krankenhaus, wie das französische Gesundheitsministerium mitteilte. Ein Fall trat demnach in Bordeaux auf, die anderen beiden Lungenerkrankungen wurden in Paris diagnostiziert. Alle Patienten hätten sich zuvor in China aufgehalten, hieß es. Jeder, der in engem Kontakt mit den drei Infizierten stand, solle überprüft werden.

Nervös ist man auch in Großbritannien. Dort werden etwa 2.000 Reisende aus der zentralchinesischen Millionen-Stadt Wuhan gesucht, die in den vergangenen zwei Wochen ins Vereinigte Königreich geflogen sind. Das britische Gesundheitsministerium will „so viele Passagiere wie möglich“ finden. Mediziner halten es für wahrscheinlich, dass sich Infizierte bereits in Großbritannien aufhalten.

Bestätigte Fälle wurden zuletzt auch aus Ländern wie Japan, Thailand, Vietnam, Singapur und Taiwan gemeldet. Aus den US-Großstädten Seattle und Chicago wurde bis Freitag jeweils eine Erkrankung gemeldet. Am Samstag bestätigte dann auch Australien einen Fall der vom neuen Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit: Der Erreger sei bei einem Chinesen nachgewiesen worden, der vergangene Woche aus China nach Melbourne gereist und zuvor in Wuhan gewesen sei, sagte Gesundheitsministerin Jenny Mikakos.

Um die Ausbreitung des Virus zu bremsen, hat China den 43 Millionen Bewohnern von zwölf Städten in der schwer betroffenen Provinz Hubei drastische Restriktionen auferlegt. Nah- und Fernverkehr wurden gestoppt, Ausfallstraßen gesperrt, zudem sollen in der Öffentlichkeit Schutzmasken getragen werden. In Wuhan gibt es besonders viele Infektionen, weil das Virus dort - vermutlich auf einem Markt - von einer Wildtierart auf den Menschen übersprang.

Nach offiziell unbestätigten Berichten sind die Krankenhäuser vom Ansturm der Patienten überfordert, so dass Kranke auch abgewiesen werden. Zudem werden Schutzanzüge oder Testverfahren für das neue Coronavirus knapp. Die chinesische Gesundheitskommission entsandte 1.230 medizinische Kräfte nach Wuhan. Ferner stellte das Industrieministerium 14.000 Schutzanzüge bereit.

Im Kampf gegen die Lungenkrankheit will Wuhan sogar den Autoverkehr weitgehend stoppen. Ausnahmen soll es nur für Autos mit besonderen Genehmigungen, für Behördenfahrzeuge und Versorgungstransporte geben.

Als Reaktion auf den Ausbruch der Lungenkrankheit sind an vielen Orten Chinas Veranstaltungen abgesagt und Vergnügungsparks geschlossen worden, um größere Menschenansammlungen zu verhindern. Auch der Super Cup der chinesischen Fußballvereinigung (CFA), der am 5. Februar in der ostchinesischen Stadt Suzhou stattfinden sollte, wurde deswegen verschoben.

Ärzte in Wuhan äußerten den Verdacht, dass sich dort schon wesentlich mehr Menschen angesteckt haben dürften als offiziell angegeben. Auch sei offenkundig weitaus mehr Krankenhauspersonal betroffen als jene 15 Beschäftigten, von denen bisher offiziell die Rede sei. „Es lassen sich infizierte Krankenhausmitarbeiter in fast allen größeren Krankenhäusern in Wuhan finden“, sagte ein Arzt der Hongkonger Zeitung „South China Morning Post“.

Chinesische Staatsmedien berichteten, in der elf Millionen Einwohner zählenden Provinzhauptstadt Wuhan werde ein neues Krankenhaus mit 1.000 Betten errichtet - in nur sechs Tagen. Der Gebäudekomplex wird demnach aus vorproduzierten Bauteilen zusammengesetzt. Das Krankenhaus soll Anfang Februar die ersten Patienten aufnehmen.

Das österreichische Außenministerium riet von nicht notwendigen Reisen nach Hubei ab. Wie Ministeriumssprecher Peter Guschelbauer in Wien mitteilte, wurde für die zentralchinesische Provinz ein hohes Sicherheitsrisiko (Sicherheitsstufe 3) angenommen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) erlässt am Samstag eine Verordnung, wonach das Coronavirus einer Anzeigepflicht unterworfen wird. Anzeigepflichtig sind Verdachts-, Erkrankungs-, und Todesfälle. „Das ist kein Grund zur Panik, aber für verstärkte Vorsorge, Information und Aufmerksamkeit“, so der Minister.