Launiger „Figaro“ in der Felsenreitschule
Die Felsenreitschule war bis zum letzten Platz gefüllt. „La Nozze di Figaro“ bei der Salzburger Mozartwoche ist also schon vor der Premiere zum Erfolg geworden. Und nach der Premiere erst recht: Das Kreativ-Team um Intendant Rolando Villazon überzeugte in vielen Bereichen und bescherte gestern, Freitag, Abend einen kurzweiligen, konzertanten Opernabend auf musikalisch sehr hohem Niveau.
Für den ersten Lacher sorgte Villazon schon vor der Vorstellung und zwar mit der leidenschaftlich gesprochenen Ansage, die Handys abzuschalten. Es sollte nicht der letzte sein. Mit vielen kleinen Gags und vor allem mit dem Einbinden des Dirigenten Andras Schiff in die Szenerie gelang eine außergewöhnlich heitere Version des Singspiels. Mancher Zuschauer mag das als übertriebene Blödelei empfunden haben. Aber die innigen und zarten Aspekte dieser aufklärerischen Komödie kamen nicht zu kurz, und so war der große Schlussapplaus für alle Beteiligten alles in allem mehr als berechtigt.
Andras Schiff, der seine Cappella Andrea Barca und den Arnold Schönberg Chor stehend vom aufgebockten Cembalo aus dirigierte, trennte die Streitparteien, küsste die Hände der Diven oder leitete geheime Briefchen weiter ohne dabei das Dirigat des auf offener Bühne platzierten Orchesters zu vernachlässigen. Dass sich immer wieder rhythmische Ungenauigkeiten in die Feinabstimmung zwischen Musikern und Sänger mischten, lag nicht am schauspielerischen Engagement des Orchesterleiters.
Die Solisten traten in normaler Alltagskleidung oder halbeleganter Robe auf, bewegten sich auch innerhalb des Orchesters und benutzten aufgestellte Trennwände, Sitzgruppen und Tischchen für kleinere szenische Einlagen. Vor allem aber sangen sie nicht nur frontal ins Publikum, sondern spielten ihre Rollen mit- und zueinander, so dass man das Fehlen aufwendiger Kulissen und Kostüme streckenweise vergessen konnte. Zugleich war der Aufmerksamkeits-Fokus auf Mozarts herausragende Musik gerichtet, die dieses humanistische Manifest zu einem der weltweit meistgespielten Bühnenwerke macht.
Das Solistenensemble präsentierte sich in den vielen großen, fast gleichwertig anspruchsvollen Partien klanglich geschlossen und weitgehend makellos. Auch die kleineren Rollen waren mit echten Mozart-Stimmen besetzt und konnten sich dynamisch gegen den Orchesterklang mühelos durchsetzen. Florian Boesch gab einen blitzsauberen „Conte di Almaviva“, während Regula Mühlemann als quicklebendige „Susanna“ die meisten Sympathien auf sich zog. Auch Julien van Mellaerts in der Titelrolle sowie Angela Brower als „Cherubino“ klangen ausgewogen und agierten schauspielerisch höchst unterhaltsam. Das gilt auch für Christiane Karg als „Gräfin“, auch wenn sie die Atmosphäre der berühmten Auftrittsarie „Porgi, amor“ nicht so innig erwischte wie sie es vielleicht könnte. Mit dem stimmgewaltigen Bass Maurizio Muraro als „Bartolo und Antonio“, Marie McLaughlin als „Marcellina“, Angelo Pollak als „Don Basilio und Don Curzio“ sowie der glasklaren Julia Lezhneva als „Barbarina“ vervollständigte sich ein Solistenensemble wie man es auch in der traditionsreichen Salzburger Aufführungsgeschichte nicht jedes Jahr zu hören bekommt.