Österreichische Filmemacher bei „Max Ophüls Preis“ geehrt

Das 41. Filmfestival Max Ophüls Preis (MOP) war für österreichische Nachwuchsfilmer und Schauspieler heuer eine Reise wert: Gleich mehrere Preise konnten heimische Künstler aus Saarbrücken mitnehmen. Allen voran erhielt die Grazerin Johanna Moder für die Gesellschaftssatire „Waren einmal Revoluzzer“ den Preis in der Kategorie „Beste Regie“.

Beim Festival „Max-Ophüls-Preis“ wird der junge deutschsprachige Film gezeigt und ausgezeichnet. Insgesamt wurden am Samstagabend 16 Auszeichnungen mit Preisgeldern in einer Gesamthöhe von 118.500 Euro verliehen. Zur Aufführung kamen heuer in Saarbrücken rund 150 Filme. Festival-Chefin Svenja Böttger wünschte sich für die Zukunft „weiterhin tolle Einreichungen und aufregende Filme“ und die Möglichkeit, „die Filme so zu highlighten, dass sie ins Kino kommen“.

Als bester Spielfilm wurde „Neubau“ vom deutschen Regisseur Johannes Maria Schmit ausgezeichnet. Der Hauptpreis ist mit 36.000 Euro dotiert. Für Buch und Schauspiel in „Neubau“ erhielt zudem der Autor und Schauspieler Tucké Royale den Preis für den gesellschaftlich relevanten Film.

„Es gibt Filme, die sind leise, aber sie wirken lange nach. Die weiten den Blick, einfach, indem sie einladen, genau hinzuschauen“, hieß es in der Begründung der Jury. „Sie kommen ohne Budenzauber aus, weil sie den Gegenstand ihrer Betrachtung ernst nehmen, ihm Würde verleihen. Solche Filme haben die Kraft, Empathie zu erzeugen.“ „Neubau“ spielt im Sommer in der Brandenburger Provinz und erzählt von Markus (Tucke Royale), der hin- und hergerissen ist zwischen der Liebe zu seinen pflegebedürftigen Omas und der Sehnsucht nach einem anderen Leben in Berlin.

Moders „Waren einmal Revoluzzer“ ist unter anderem mit Manuel Rubey und Julia Jentsch besetzt. Die Satire nimmt die Hilfsbereitschaft politisch engagierter, linksliberaler Mittdreißiger unter die Lupe. Die Jury begründete ihre Entscheidung mit dem „entwaffnenden Humor“ des Streifens. „Zärtlich und schonungslos“ führe Moder vor Augen, „wie unsere Gesellschaft Wohltätigkeit predigt, ohne aber die eigene Komfortzone zu verlassen“

Neben „Waren einmal Revoluzzer“ wurden auch weitere österreichische (Ko-)Produktionen und Schauspieler ausgezeichnet, wie der zwei der Filme mitfinanzierende ORF am Samstag in einer Aussendung mitteilte: Das schweizerisch-österreichische Ensembledrama „Lovecut“ der beiden Filmemacherinnen Iliana Estanol und Johanna Lietha erhielt den mit 13.000 Euro ausgestatteten „Fritz-Raff-Drehbuchpreis“, die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für den „Besten Kurzfilm“ ging an „Das beste Orchester der Welt“ von Henning Backhaus. Der gebürtige Deutsche wurde in Wien Schüler von Michael Haneke.

Das Jugenddrama „Ein bisschen bleiben wir noch“ von Arash T. Riahi bekam den mit 5.000 Euro dotierten „Publikumspreis Spielfilm“ zuerkannt. Der Film erzählt von den Geschwistern Oskar und Lilli, die von ihrer psychisch labilen Mutter getrennt werden und bei zwei unterschiedlichen Pflegefamilien landen. In die Freude des österreichischen Regisseurs iranischer Herkunft, dass das Publikum einen Film über tschetschenische Flüchtlinge möge, mischte sich auch Skepsis, ob es der Film in die Kinos schaffe: „Vermutlich werden ihn sich einige Verleiher anschauen und sich dann denken: Ist ein schöner Film, aber es gibt ja keine deutschen Stars drin. Das wird nicht funktionieren.“

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Schauspielerin Heike Makatsch („Männerpension“, „Hilde“), der das diesjährige Tribute des Filmfestivals gewidmet war, vergab die Auszeichnungen an den besten Schauspielnachwuchs. Die beiden Preise gingen an die österreichische Schauspielerin Maresi Riegner für „Irgendwann ist auch mal gut“ (Deutschland 2020) von Christian Werner und an Mehdi Meskar für „Nur ein Augenblick“ (Deutschland, Großbritannien 2019) von Randa Chahoud. Von den Leistungen des Nachwuchses zeigte sich Makatsch beeindruckt: „Ich habe das Gefühl, dass da ganz eigene Köpfe unter diesen jungen Schauspielern sind. Kompromisslos, eigen, mutig und unangepasst“, sagte die 48-Jährige. Sie würde sich freuen, wenn sie sich „weiterhin in diesem Haifischbecken so unangepasst weiterentwickeln können.“

Zwei Auszeichnungen - den Publikumspreis Dokumentarfilm und für die beste Musik in einem Dokumentarfilm - erhielt „Lost in Face“ (Deutschland 2020) von Valentin Riedl mit Musik von Antimo Sorgente. Der Film handelt von einer Frau, die kein Gesicht mehr erkennt - nicht einmal ihr eigenes. Bester Dokumentarfilm wurde die deutsche Produktion „Regeln am Band, bei hoher Geschwindigkeit“ von Yulia Lokshina über osteuropäische Leiharbeiter eines großen Schweineschlachtbetriebs, die in der westdeutschen Provinz ums Überleben kämpfen.

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