VW Caddy: Alltags-Laster leben länger
Nach stolzen siebzehn Baujahren wird bei der kommenden Generation des VW Caddy alles erneuert – damit er so bleiben kann, wie er ist.
Von Stefan Pabeschitz
Düsseldorf –Seit Jahrzehnten gilt der Caddy als Allzweckgerät auf vier Rädern. Nicht im verwegenen Sinn wie ein Defender – eher für die Alltagsabenteuer gemacht, etwa Familie, Sport oder Gewerbe. Seine Premiere feierte er 1978 als kompakter Pick-up auf Golf I-Basis, dazwischen kam der brave Allrounder als Abwandlung von Seat Inca und Skoda Favorit, zuletzt verwendete er die Plattform des Golf V und war damit eines der letzten VW-Modelle, das nicht auf der MQB-Basis aufbaut.
Der neue Caddy ist hingegen ein Wolfsburger modernster Bauart, wurde seinem Anforderungsprofil entsprechend vom Reißbrett weg parallel als Pkw- und Nutzfahrzeug entwickelt. Das Wachstum ist mit 93 Millimetern in der Länge, 62 in der Breite und 73 beim Radstand beträchtlich, in den Proportionen ist er sich aber größtenteils treu geblieben. Das VW-Marketing möchte ihm ein „charismatisches Design“ andichten, was für einen Familien- und Lastentransporter eventuell ein wenig übertrieben ist. Immerhin wirkt die nunmehr fünfte Generation aber deutlich aufgefrischt, zeitgemäßer und ein bisschen weniger kastenartig als bisher.
Im Innenraum ist der neue Caddy nicht nur praxisorientiert, sondern traut sich auch ein Maß Design zu. Die Hartplastik-Oberflächen nimmt man einem Alltags-Allrounder und Gewerbe-Muli weniger übel als T-Roc oder Golf und freut sich sogar über die offensichtliche Robustheit und Reinigungsfreundlichkeit. Das Cockpit hat mit seinem unter einem Armaturenbrettschwung integrierten und stark fahrerzugewandten Layout tatsächlich mehr Pfiff als das der aktuellen Pkw-Verwandten.
Unverändert bleibt es beim Angebot von verblechter Variante und der mit Rundumverglasung, ebenso bei kurzem oder langem Radstand und bis zu sieben Sitzen. Als Klein-Lkw kann die Langversion nun dank breiterer Ladefläche und Türöffnung zwei Euro-Paletten aufnehmen. Die weiteren Neuerungen sind auch in dieser Fahrzeugklasse digitaler Natur: Der Umfang an Assistenzsystemen ist auf bis zu neunzehn gewachsen – sechs davon, darunter etwa Anhänger-Fahrhilfe oder adaptiver Tempomat, waren in der bisherigen Baureihe nicht erhältlich. Dazu ist der neue Caddy immer online, bekommt aktuelle Verkehrs- und Wetterinformationen live eingespielt. Auf Wunsch kann er auch mit volldigitalisierten Instrumenten ausgestattet werden.
Bei der Motorenpalette werden in dieser Fahrzeugklasse erwartungsgemäß weiterhin Diesel die größte Rolle spielen. Selbstzünder mit 75, 102 und 122 PS sind ab dem Marktstart im Herbst im Programm – statt der bisher ebenfalls angebotenen 1,6-Liter-Version kommen nur noch drehmomentstärkere 2-Liter-TDIs zum Einsatz. Alternativ werden ein 1,5-Liter-Benziner mit 114 PS und etwas später auch eine Erdgasvariante mit 131 PS zur Wahl stehen, noch ohne Startdatum ist dazu eine Hybridvariante angekündigt. Der optionale Allradantrieb wird ab dem ersten Quartal 2021 ausschließlich mit dem stärksten Diesel und Sechsgang-Handschaltung bestellbar sein. Mit Vorderradantrieb ist dieser Motor ebenso wie der Benziner auch mit der Doppelkupplungs-Automatik DSG kombinierbar.
Die Preise für die neue Caddy-Generation stehen noch nicht fest, angepeilt wird aber eine moderate Preissteigerung von deutlich unter zehn Prozent gegenüber der aktuellen Baureihe.