Hunderte US-Bürger wegen Coronavirus von Schiff geholt

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus auf der „Diamond Princess“ haben die USA hunderte Staatsbürger von dem in Japan unter Quarantäne stehenden Kreuzfahrtschiff geholt. Auch Deutschland erwog am Montag eine Rückholung der deutschen Passagiere. Die „Diamond Princess“ ist weltweit der größte Infektionsherd außerhalb Chinas. In der Volksrepublik starben bereits 1.770 Menschen an dem Virus.

Die USA flogen in zwei Flugzeugen insgesamt rund 300 Passagiere der „Diamond Princess“ aus. Die Evakuierten müssen in der Heimat nun zwei Wochen unter Quarantäne verbringen. Nach Angaben des US-Außenministeriums sind unter den Heimkehrern auch 14 Menschen, die mit dem neuartigen Virus (2019-nCoV bzw. Covid-19) infiziert sind. Sie wurden im Flugzeug von den anderen Passagieren getrennt. Weitere rund 40 US-Passagiere der „Diamond Princess“ werden derzeit in japanischen Krankenhäusern wegen einer Infektion mit dem Virus behandelt.

Die Rückholaktion ihrer Regierung wurde von den Betroffenen unterschiedlich bewertet. Die 52-jährige Sarah Arana sagte vor dem Verlassen des Schiffes, sie sei froh, gehen zu können. Die US-Regierung hätte „viel früher“ handeln sollen. Andere US-Passagiere lehnten es jedoch ab, das Schiff zu verlassen. „Meine Gesundheit ist in Ordnung. Und meine zweiwöchige Quarantäne ist fast vorbei. Warum sollte ich mich mit anderen Menschen, von denen man annimmt, dass sie infiziert sind, in einen Bus und ein Flugzeug setzen lassen?“, schrieb der Anwalt Matt Smith, der zusammen mit seiner Frau an Bord war, im Kurzbotschaftendienst Twitter.

Die „Diamond Princess“ wird seit Anfang Februar im Hafen von Yokohama unter Quarantäne gehalten. Auf dem riesigen Schiff mit mehr als 3.000 Menschen an Bord befindet sich die größte Gruppe an Coronavirus-Patienten außerhalb Chinas.

Bei neuen Tests wurden 99 weitere Infektionsfälle entdeckt, wie die japanischen Gesundheitsbehörden am Montag mitteilten. Damit sind mehr als 450 Menschen an Bord infiziert. Wegen Material- und Personalmangels konnten allerdings bisher nicht alle Insassen getestet werden. Unter den Passagieren sind nach Angaben der Reederei acht Deutsche. Von ihnen wurden zwei wegen einer Infektion mit dem Virus ins Krankenhaus gebracht. Die beiden seien „wohlauf“ und hätten keine Symptome, sagte ein Außenamtssprecher in Berlin. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes befasse sich mit der Frage, wie die „Betroffenen, die dies wünschen, möglichst bald zurückkehren können und ob dazu Unterstützung der Bundesregierung nötig sein wird“. Neben den USA hatten zuvor auch Kanada, Australien und Israel angekündigt, ihre Staatsbürger von Bord des Schiffes zu holen.

Ein Team internationaler Experten unter Leitung der Weltgesundheitsorganisation WHO ist inzwischen in Peking zu Gesprächen mit chinesischen Behördenvertretern eingetroffen. In der Volksrepublik erwägt die Führung eine Verschiebung des im März geplanten Nationalen Volkskongresses, der Autosalon von Peking wurde abgesagt.

Die Zahl der Todesfälle in China stieg auf 1.770, außerhalb von Festlandchina starben bisher fünf Menschen. Die Zahl der Infektionen liegt in China bei mehr als 70.500, weltweit wurden zudem rund 800 weitere Fälle gemeldet - die meisten davon auf der „Diamond Princess“.

Japan ergriff am Montag weitere strikte Maßnahmen im Kampf gegen das Virus: Die offiziellen Feierlichkeiten zum Geburtstag von Kaiser Naruhito, bei denen das Palastgelände am Sonntag für Besucher geöffnet werden sollte, wurden abgesagt. Ebenso sagten die Behörden den Marathon von Tokio für 38.000 Freizeitsportler ab.

Die Universität Wien rät unterdessen ihren Studenten und Mitarbeitern dringend von Reisen nach China ab. Auf ihrer Homepage verweist sie auf die bestehende Reisewarnung des Außenministeriums. In Österreich gab es bis Montag (10.00 Uhr) weiterhin keinen bestätigten Fall einer Coronavirus-Infektion. Es wurden landesweit 168 Tests durchgeführt, alle waren negativ, informierte das Gesundheitsministerium.

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