Dokumentation: Unser täglich Bio-Brot gib uns heute
Die Dokumentation „Brot“ von Regisseur Harald Friedl taucht ins Brotback-Business ein.
Innsbruck – „Es is a bissl wie Zauberei“, meint einer der jungen Bio-Bäcker in Harald Friedls Brot-Doku. „Dass die Mikroorganismen von selbst wissen, was sie tun müssen.“ Demgegenüber steht der Geschäftsführer der Großbäckerei Harry, der von der Härte des Marktes und von Innovationsführerschaft auf dem Brot-Markt spricht. Von diesem Kontrast lebt der ruhige, aber wenig tiefgehende Lebensmittel-Film „Brot“, der seit gestern im Kino läuft.
Auf der einen Seite stehen österreichische und französische so genannte „Traditions-Bäckereien“ und ein Landwirt-Politiker. An ihrer Seite besucht Friedl die Internationale Bäckereiausstellung mit absurden Wurstsemmel-Robotern und eine Ausschusssitzung im EU-Parlament. Dort wird ganz kurz deutlich, dass es am Ende eine Frage von Gesetzen, Grenzwerten und intelligenteren Agrar-Förderungen ist und keine von mystischer Tradition und Handarbeit.
📽 Video | Dokumentarfilm "Brot"
Doch die Zeiten sind vorbei, da eine Befreiung von manueller Erwerbsarbeit eine wünschenswerte Utopie ist. Den guten Bio-Bäckern stellt der Film nämlich die millionenschwere Großfabriksbäckerei gegenüber, die mit jeder Maschine mehrere tausend Brote pro Stunde für die Supermarktregale auswirft. Friedl besucht das Karolinska-Institut in Schweden, das die Auswirkungen veränderter Lebensmittel auf Stoffwechsel, Spermienqualität oder Hirnentwicklung untersucht. Am spannendsten ist vielleicht die Forschungseinrichtung des kommerziellen Backmittelkonzerns Puratos, der mit „technisch veränderten“ Backmischungen ein gutes Geschäft macht und Brot für eine Mars-Mission entwickeln will. Zumindest bringt der Gesprächspartner dort eine nicht zu leugnende Passion für Brot mit. Darin ist er der französischen Bäckerin gar nicht unähnlich, die in ihrem Museum von Brot-Möbeln erzählt, die ihr Vater einst für Salvador Dalí gebacken hat.
Dennoch ist in jeder Filmminute klar, wo die Sympathie des Dokumentaristen liegt. Obwohl er seine Hauptfiguren für sich selbst sprechen lässt, arbeitet „Brot“ in simplem Schwarz-Weiß-Schema: Öko gegen Industrie. Egal, was man bevorzugt, der Erkenntnisgewinn ist jedenfalls begrenzt. Auch wenn der Aufwand sichtlich größer war, kommt Friedl nicht über den kritischen Nährwert eines Magazinbeitrages im Fernsehen hinaus. Auch visuell sind keine aufwändigen Aufnahmen dabei wie noch bei Erwin Wagenhofers „We Feed The World“, das Überproduktion in Form von Brotbergen zeigte. Lediglich einige menschliche Momente seiner Protagonisten hauchen der Kino-Reportage Leben ein. Als Dokumentarfilmer bäckt Harald Friedl also eher kleine Brötchen.