Weinstein wegen Sexualverbrechen schuldig gesprochen
Es ist ein historisches Urteil und ein Teilerfolg für die #MeToo-Bewegung: Ex-Hollywood-Mogul Harvey Weinstein ist der Vergewaltigung und schweren sexuellen Nötigung schuldig gesprochen worden. Zugleich sprach eine Jury in New York den 67-Jährigen am Montag von zwei Anklagepunkten wegen wiederholter schwerer sexueller Angriffe frei, die eine lebenslange Haftstrafe hätten nach sich ziehen können.
Die zwölf Geschworenen befanden Weinstein zudem lediglich der Vergewaltigung in einem minder schweren Fall schuldig, nicht der schweren Vergewaltigung. Weinstein drohen auf Grundlage des Schuldspruchs fünf bis 29 Jahre Gefängnis. Das Strafmaß soll am 11. März verkündet werden.
Richter James Burke ordnete eine Inhaftierung Weinsteins bis zu diesem Termin an. Er lehnte einen Antrag der Verteidigung ab, den einstigen Hollywood-Mogul wegen gesundheitlicher Probleme gegen Kaution auf freiem Fuß zu lassen. Weinstein soll aber in einer Krankenstation untergebracht werden. Seine Anwälte kündigten nach dem Schuldspruch an, das Urteil anfechten zu wollen.
Der Prozess in New York war weltweit mit gewaltigem Interesse verfolgt worden. Mehr als 80 Frauen haben dem einstigen Hollywood-Mogul sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen. Bei dem Verfahren in New York ging es aber nur um zwei Fälle: Weinstein wurde zur Last gelegt, 2006 der Produktionsassistentin Miriam Haleyi Oralsex aufgezwungen und 2013 die Jungschauspielerin Jessica Mann vergewaltigt zu haben.
Die Staatsanwaltschaft fügte zudem Vorwürfe der Schauspielerin Annabella Sciorra hinzu, die Weinstein einer Vergewaltigung in den 90er-Jahren beschuldigt. Dieser Fall ist zwar verjährt; die Anklage wollte aber ein Muster sexueller Gewalt durch Weinstein belegen.
Aus den Vorwürfen wurden insgesamt fünf Anklagepunkte gegen Weinstein abgeleitet: Mit Blick auf Mann Vergewaltigung in einem schweren oder minder schweren Fall, mit Blick auf Haleyi schwere sexuelle Nötigung, und in zwei Anklagepunkten wiederholte schwere sexuelle Attacken.
Die letzten beiden Punkte fassten die Vorwürfe von Mann und Sciorra beziehungsweise Haleyi und Sciorra zusammen. Sie hätten Weinstein als Wiederholungstäter gebrandmarkt und eine lebenslange Haftstrafe nach sich ziehen können. Die Jury sprach Weinstein aber von diesen beiden Anklagepunkten frei.
Die Frauenrechtsgruppe Time‘s Up begrüßte trotzdem das Urteil und sprach vom Beginn einer „neuen Ära der Gerechtigkeit“. Es handle sich um eine deutliche Botschaft, dass sexuelle Gewalt nicht länger geduldet werde.
Der Oberstaatsanwalt von Manhattan, Cyrus Vance, würdigte die Frauen, die im Prozess gegen Weinstein ausgesagt hatten. Sie hätten mit Blick auf die strafrechtliche Verfolgung von Sexualverbrechen „den Lauf der Geschichte“ verändert.
Weinstein hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der Gründer des Miramax-Filmstudios spricht von einvernehmlichen sexuellen Beziehungen. Die Anklage beruhte ausschließlich auf den Aussagen der mutmaßlichen Opfer - Zeugen der Taten oder andere Beweismittel gab es nicht.
Das Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den „Pulp Fiction“-Produzenten hatte im Herbst 2017 die weltweite #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Der Anfang Jänner in New York gestartete Prozess galt als Prüfstein für die Bewegung.