Coronavirus bringt Leben in Europa durcheinander

Die Ausbreitung des Coronavirus bringt auch in Europa das öffentliche Leben zunehmend durcheinander. Die spanischen Gesundheitsbehörden untersuchten am Dienstag Hunderte Touristen in einem Hotel auf den Kanarischen Inseln, nachdem dort eine Infektion entdeckt worden war, wie die Zeitung „El Pais“ berichtete. Die Zahl der Infizierten in China stieg indes auf mehr als 80.000.

Das Europäische Parlament rief seine Mitarbeiter auf, zu Hause zu bleiben, falls sie zuletzt Regionen in Norditalien besucht hätten, die vom Coronavirus betroffen sind. Dasselbe gelte für China, Singapur und Südkorea. In Großbritannien forderte Gesundheitsminister Matt Hancock Norditalien-Rückkehrer auf, sich vorübergehend in Isolation zu begeben, wenn sie an grippeähnlichen Symptomen litten.

Italien verzeichnet mit 220 Corona-Patienten die höchste Zahl von Infektionen in Europa und befürchtet deshalb bereits Auswirkungen auf seine Wirtschaft und seine Finanzlage. Premier Giuseppe Conte warnte vor Panik angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionsfällen in Italien. „Wir erleben keine Katastrophe, sondern einen Notstand, mit dem wir umgehen können. Wir sind dabei, die angemessenen Maßnahmen zur Eingrenzung der Epidemie umzusetzen“, so der Premier am Dienstag in Rom.

Das Virus forderte in Italien zudem bisher sieben Todesopfer. Unterstützt wird Italien von ein Team von Experten des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Wegen der Ausbreitung des Coronavirus findet am Dienstag zudem ein Krisentreffen in Rom statt. Die italienische Regierung lud dazu die Gesundheitsminister der Nachbarländer und Deutschlands ein. Auch der österreichische Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wird an der Sitzung in der italienischen Hauptstadt teilnehmen. Bei dem Treffen soll nach Angaben des italienischen Zivilschutzes über mögliche gemeinsame Maßnahmen beraten werden.

Anschober hat vor Beginn des Treffens die Bereitschaft Österreichs und weiterer Nachbarn hervorgehoben, Italien bei der Eingrenzung des Coronavirus aktiv zu unterstützen. „Wir wollen als Nachbarländer prüfen, wie wir Italien helfen und eine weitere Ausbreitung verhindern können“, sagte Anschober in Rom.

Zu den beiden bestätigten Coronavirus-Infektionen in Tirol wollte sich der Minister nicht äußern. Er warnte jedoch vor „vorschnellen Reaktionen“.

„Die Zahl der Infektionen gehen in Italien nach oben wie zu erwarten war. Wichtig ist die Ausgangsquelle der Infektion zu lokalisieren. Die von der italienischen Regierung ergriffenen Maßnahmen sind recht offensiv, jetzt heißt es abzuwarten und sehen, wie schnell sie greifen“, sagte Anschober im Gespräch mit der APA in Rom.

Am Treffen in Rom, zu dem der italienischen Gesundheitsminister Roberto Speranza eingeladen hat, beteiligt sich am Dienstagnachmittag auch EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. „Ich bin überzeugt, dass wir der Ausbreitung des Coronavirus nur mit gesamteuropäischen Maßnahmen entgegentreten können. Ein starkes Europa ist die beste Unterstützung für die betroffenen Regionen. Unser Ziel ist, auf diese regionale Epidemie möglichst schnell zu reagieren, damit es nicht zu einer globalen Pandemie kommt“, sagte Anschober.

Anschober führte bilaterale Gespräche mit mehreren Amtskollegen, darunter dem slowenischen Gesundheitsminister Ales Sabeder. „Es war ein sehr fachliches Gespräch über die aktuelle Situation. Wir sind beide beunruhigt über die Ausbreitung der Epidemie in Italien. Wir haben uns darüber beraten, wie wir Kollegen aus den Nachbarländern Italien Unterstützung anbieten können. Ein akkordiertes Vorgehen ist wichtig“, sagte Anschober.

Deutsche Politiker stellten die Bevölkerung auf eine Ausbreitung des Virus auch nach Deutschland ein. „Mit einem Import von einzelnen Fällen auch nach Nordrhein-Westfalen muss gerechnet werden“, sagt Landes-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann der „Rheinischen Post“. Die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung bleibe derzeit aber weiter gering.‎ In den Krankenhäusern gebe es rund 1.900 Isolierbetten der Kategorie B, wo Covid-19-Patienten versorgt werden könnten.

Südkorea kündigte unterdessen Massenuntersuchungen auf das Virus an. Mehr als 200.000 Mitglieder einer Kirche, die im Zentrum des Ausbruchs in dem Land steht, sollten untersucht werden, kündigte das Land an. Südkorea hat mit knapp 1.000 Kranken die höchsten Fallzahlen außerhalb Chinas. Die USA und Südkorea erwägen wegen des Virus auch die Einschränkung gemeinsamer Militärübungen. Zuvor war bekanntgeworden, dass 13 südkoreanische Soldaten an dem Virus erkrankt sind.

In China sind inzwischen mehr als 80.000 Menschen infiziert. Die Zahl der Toten stieg bis Montagabend um weitere 71 auf 2.663. Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Epidemie in China allerdings bereits Ende Jänner ihren Höhepunkt erreicht und geht seither zurück. Außerhalb von Festland-China hat sich das Virus auf rund 29 Länder ausgebreitet, dort liegt die Zahl der Toten bei etwa drei Dutzend.

Indes starb ein weiterer Passagier von Bord des betroffenen Kreuzfahrtschiffes „Diamond Princess“ in Japan. Das berichteten japanische Medien am Dienstag. Die betroffene Person in ihren 80ern war in ein Krankenhaus gebracht worden, wo sie starb. Es ist der vierte Todesfall unter den Passagieren des Schiffes.

In weiteren europäischen Ländern wurden erste Fälle bekannt. So wurde in der Schweiz eine Infektion bestätigt und am spanischen Festland.

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