Coronavirus-Fälle in Österreich, 23 Personen in Quarantäne

In Österreich hat es bis Mittwochabend zwei bestätigte Coronavirus-Fälle gegeben. Dabei handelt es sich um eine 24-jährige Italienerin und ihren Freund in Tirol. Zahlreiche Verdachtsfälle wurden im Laufe des Tages negativ getestet - darunter eine Lehrerin an einer Wiener Schule, ein Mitarbeiter der Wiener UNO-City und ein verdächtiger Todesfall in Kärnten. 23 Personen befinden sich in Quarantäne.

Bisher hat es österreichweit 321 Tests auf das Coronavirus gegeben. Allein in Tirol wurden bis Mittwochabend über 100 Tests durchgeführt - darunter an 62 Personen, die sich in dem Hotel nahe des Innsbrucker Bahnhofs aufhielten, wo die infizierte 24-jährige Italienerin arbeitete. Das Paar fuhr vergangenen Samstag noch mit der Innsbrucker Nordketten- und der Hungerburgbahn. Das Land richtete für zu diesem Zeitpunkt anwesenden Fahrgästen eine Hotline unter der Telefonnummer 0800 80 80 30 ein. Eine Ansteckung für die weiteren Fahrgäste sei aus medizinischer Sicht aber „sehr unwahrscheinlich“, betonte Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) telefonierte mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem italienischen Ministerpräsidenten Giuseppe Conte. Dabei tauschte er sich über die Situation in Europa und die weitere Zusammenarbeit der Länder aus. „Wir haben vereinbart, dass wir eng abgestimmt eine weitere Verbreitung des Virus bekämpfen werden. Italien wird uns laufend über aktuelle Entwicklungen vor Ort informieren“, teilte Kurz mit. Ziel sei der größtmögliche Schutz der Bevölkerung. Hierfür würden alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden, betonte der Bundeskanzler.

Der von Ex-Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) abgeschaffte Generaldirektor für die Öffentliche Gesundheit wird wieder eingeführt. Eine entsprechende Meldung der „Kleinen Zeitung“ bestätigte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). „Ein Generaldirektor für Öffentliche Gesundheit (Chief Medical Officer) ist unabdingbar. Im zweiten Quartal 2020 wird der Bereich Gesundheit damit hinsichtlich Krisentauglichkeit neu aufgestellt“, kündigte Anschober an.

Mehrere Verdachtsfälle stellten sich in Österreich unterdessen als negativ heraus. Ein Gymnasium in Wien-Josefstadt wurde vorübergehend gesperrt, nachdem eine Lehrerin als Verdachtsfall galt. Es habe sich „um standardmäßige Maßnahmen in Abstimmung mit der Landesbildungs-und Landessanitätsdirektion“ gehandelt, um die nötigen Tests durchzuführen, hieß es seitens des Innenministeriums. Der Einsatzstab konnte am Nachmittag Entwarnung geben und die Maßnahmen aufheben. Die in Ansteckungsverdacht geratene Lehrerin hatte sich nicht infiziert. Die Sperre sorgte auch für Diskussionen über die zuständige Behörde. Veranlasst wurde sie von der Wiener Landessanitätsdirektion.

Das Bildungsministerium verschickte einen Krisenplan zum Umgang mit dem Coronavirus an Schulen und Hochschulen. Darin enthalten ist eine Checkliste, wie zu reagieren ist, wenn eine Infektion oder ein dringender Verdachtsfall festgestellt oder gemeldet wird. Die (Hoch-)Schulen müssen in jedem Fall die Gesundheitsbehörden einschalten, diese treffen dann alle weitere Entscheidungen.

Auch ein Mitarbeiter des Vienna International Center (VIC), der mit Verdacht auf eine Coronavirus-Infektion in ein Wiener Spital gebracht worden war, wurde negativ getestet. Der medizinische Dienst des VIC wird die Situation aber weiterhin genau beobachten, teilte der Informationsdienst der UNO (UNIS) mit.

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Ein Verdachtsfall in einem Apartmenthaus in Bad Kleinkirchheim - eine Italienerin hatte gegen Mitternacht plötzlich unter Atemnot gelitten und war trotz Reanimationsmaßnahmen seitens der Rettungskräfte gestorben - bestätigte sich nicht. Die 56-jährige Italienerin aus dem Raum Udine war nicht infiziert. Die Sperre der betroffenen Apartmentanlage wurde aufgehoben.

Nach der Bestätigung erster Infektionen in Österreich traten im heimischen Strafvollzug Sicherheitsmaßnahmen in Kraft , „um einer allfälligen Einschleppung von Infektionskrankheiten und deren Verbreitung vorzubeugen“, wie Ressortmediensprecherin Christina Ratz erklärte. Tischbesuche in Justizanstalten sind vorerst nicht mehr möglich.

Die Aufregung um die Verbreitung des Coronavirus schlägt sich auch in der heimischen Wirtschaft nieder. Die Industrie sorgt sich um die Konjunktur, die Wirtschaftskammer bereitet mit der Gewerkschaft Kurzarbeit für Reisebüros vor und die AUA schickt 150 bis 200 Mitarbeiter nach Hause. In den Supermärkten ist die Nachfrage nach Nudeln, Reis, und Konserven gestiegen, Hamsterkäufe gibt es aber nicht.

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