1.500 Streikende der Sozialwirtschaft bei Demo-Start
Mit Slogans wie „Geld oder Leben“ sind am Donnerstag Streikende der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ) auf die Straße gegangen. Am Praterstern versammelten sich knapp 1.500 Menschen, die die „anhaltende Ignoranz“ der Arbeitgeber in den KV-Verhandlungen kritisierten und sich für die Einführung einer 35-Stunden-Woche stark machten. Auch Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer bekam sein Fett ab.
Mahrer hatte die Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden in der ORF-“Pressestunde“ am Sonntag als „Jobvernichtungsmaschine“ bezeichnet. Diese Argumentation stieß bei den Streikenden auf wenig Gegenliebe - mehrere Redner verwiesen darauf, sozial aber nicht blöd zu sein. Ebenfalls nicht für blöd verkaufen lassen wollen sich die Beschäftigten von den Arbeitgebern, die ein „lächerliches Angebot“ von einer Lohnerhöhung von 2,7 Prozent für die Jahre 2020 und 2021 vorgelegt hätten.
Die ersten Redner der Streikdemo verteidigten die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich und gaben sich kampfbereit für ihr Anliegen. „Wir sind das Rückgrat dieser Stadt“, sagte etwa Derya Dagasan, eine Beschäftigte bei Bildung im Mittelpunkt. „Weil wir uns um die Leute kümmern, können die Angehörigen arbeiten gehen“, führte sie vor Augen und ergänzte: „Ohne uns würden diese Stadt und dieses Land nicht funktionieren!“
An der Streikdemo beteiligten sich am Donnerstag mehr als 22 Organisationen, darunter etwa die Lebenshilfe Wien, Jugend am Werk und der Wiener Behindertenbereich. Treffpunkt war um 14 Uhr beim Praterstern, eine halbe Stunde später setzte sich der Protestmarsch unter Pfiffen, mit zahlreichen Schildern, einer Burnout-Figur und begleitet von der Polizei in Bewegung. Mit einigen Zwischenstationen war das Endziel das Sozialministerium, wo man weitere Forderungen deponieren wollte.
Die Streikdemo ist der Höhepunkt einer zweitägigen Streikwelle der Gewerkschaften. Mehr als 400 Betriebe beteiligen sich insgesamt an den Streiks, über den Kollektivvertrag verhandelt wird wieder am 2. März.
Im Ringen um eine Lösung bei den KV-Verhandlungen hatten die Gewerkschaften schon in der Früh zu plakativen Maßnahmen gegriffen. Sie entrollten an der Hausfassade der Senecura-Zentrale in Wien Leopoldstadt ein Großtransparent . Die Aufschrift: „35 Stunden sind genug - gerechte Arbeitszeit jetzt!“.