Landwirtschaft: Bodenproben zeigten zu viele Plastikteile
In der Landwirtschaft wird zu viel Plastik verwendet, kritisieren Umweltverbände. Eine erste Studie konnte in Vorarlberg Mikroplastik in Böden nachweisen. Nun ist ein österreichweites Forschungsprojekt geplant. Tirols Gemüsebauern sind indes Vorbild.
Innsbruck – „Der Eintrag von Kunststoffen in Böden stellt ein zunehmendes Problem dar.“ – Mit diesem Satz präsentiert das Land Vorarlberg eine neue Studie, die 13 landwirtschaftlich genutzte Böden hinsichtlich Verunreinigungen genauer unter die Lupe nahm.
Das Ergebnis: Generell wurden Kunststofffragmente in allen Größen gefunden. Die meisten Plastikteile lagen im Größenbereich von Mesoplastik (5 mm bis 2,5 cm), jedoch wurden auf einigen Flächen auch größere Makrokunststoffe (2,5 cm) gefunden. Was die Untersuchungen den Wissenschaftern bestätigten, ist, dass Düngemittel aus Sekundärrohstoffen, besonders Klärschlammkompost oder Gärrückstände, zu einem teilweise signifikanten Eintrag an Kunststoffen in Böden führen. „In der Landwirtschaft haben wir ein enormes Plastikproblem. Weltweit ist es so, dass die Plastik-Verschmutzung von Böden und Binnengewässern zwischen vier- und 23-mal so hoch ist wie im Meer. Das Plastiksackerlverbot ist bei Weitem nicht ausreichend, um das Problem in den Griff zu bekommen“, sagt dazu Lena Steger von der Umweltorganisation Global 2000. Generell ist es so, dass es bis dato noch sehr wenige österreichische Daten zu Plastik in Böden gibt, so das Umweltbundesamt.
Aus der Vorarlberger Studie würden sich keine allgemeinen Behauptungen für Österreichs landwirtschaftliche Böden ableiten lassen: „Ein Forschungsprojekt in Zusammenarbeit mit Bund und Bundesländern zur Bestimmung von Plastik in Böden in Österreich ist aber in Vorbereitung“, sagt Ingeborg Zechmann, Sprecherin vom Umweltbundesamt in Wien.
Ursachen für Plastik im Boden gibt es viele: „Mögliche Eintragspfade sind u.a. eingesetztes Plastik in der Landwirtschaft, Düngemittel mit zugesetztem Mikroplastik, belasteter Kompost oder Reifenabrieb“, heißt es. Insgesamt würden etwa 3,4 Prozent des europaweit produzierten Plastiks in der Landwirtschaft eingesetzt werden – vor allem PE-LD (Mulchfolien z. B.), PP und PVC (Bewässerungsschläuche). Für das bewusst zugesetzte Mikroplastik in Düngemitteln wird auf europäischer Ebene gerade ein Verbot diskutiert.
Im Gegensatz zu anderen Ländern zeigt Tirols Gemüseanbau eine Vorreiterrolle in Vermeidung von Plastik: „In Tirol hat man von Mulchfolien auf Maisstärke-Folien umgestellt“, sagt Romed Giner, Sprecher der Gemüsebauern. Auch in der Verpackung habe sich viel getan, Karotten würden in Maisstärke-Sackerln und Kartoffeln in Zellulosenetzen verkauft werden. Ab Mai werde man Papiersackerln antesten. Es gebe nur noch wenige Fälle, wo Plastik eingesetzt werde: Kulturschutznetze gibt es etwa noch in Plastik. Diese würden aber 20 Jahre lang verwendet werden. Der Trend sei eindeutig, so Giner: „Plastik vermeiden, wo es geht.“ Das sei zwar teurer, aber Kunden würden es zunehmend mehr verlangen. (lipi)