„Bella Figura“: Imster Bühne verwandelt Lachen in Betroffenheit
Imst – Die Stücke der französischen Erfolgsautorin Yasmina Reza stehen für beste Unterhaltung auf höchstem Niveau. Durchwegs Beziehungskomödien, wandelt sie souverän an den Abgründen des gutbürgerlichen Lebens. Peinlichkeit führt Regie, denn der in Medikamenten, Alkohol und Tabak gesuchte Halt fürs Leben bringt das aus der Spur gelaufene Dasein wirklich nicht auf Schiene.
So auch in „Bella Figura“, mit dem das Theaterforum Humiste unter der Regie von Hartwig Ladner das Publikum zum Nachdenken zwingt. Die Dialoge sind feingeschliffen, wenn Boris (Andreas Flür) bei seinem strategisch doch nicht so gut durchdachten Seitensprung mit Andrea (Nicole Müller) auf die Bekannte Françoise (Julia Eiter), ihren Lebenspartner Eric (Maximilian Heiß) und seine dauerbenebelte Mutter Yvonne (Roswitha Matt) trifft.
Doch bald trifft Fauxpas auf Fauxpas und unversehens mündet das Ganze in einem Strudel von Konflikten. Beim peinlichen Zusammentreffen, wo definitiv keine Aussichten bestehen, „Bella Figura“ zu machen, ist die Exposition gleichsam der Handlungshöhepunkt. Man entblößt, man wird entblößt, man verletzt, man wird verletzt. Da kann es am Ende keine Sieger geben. Die Akteure zeigen jede einzelne Figur in ihrer Verletzlichkeit, in ihrer Unfähigkeit, das eigene Leben in eine positive Richtung zu verändern. Zurück bleiben Kränkung und ein von bitterem Sarkasmus ertränkter Lebensmut. Da kommt keiner heil heraus. Humiste finden entsprechende Tonlagen für all die Befindlichkeiten. Auf der karg eingerichteten Bühne von Walter Huber und Joschi Köninger bleibt fürwahr jeder auf sich allein gestellt. So wenig stimmungserhellend wie die auf der Bühne konsumierten Psychopharmaka wirkt der Humor. Das Lachen im Publikum wandelt sich in Betroffenheit. Riesenapplaus.
Weitere Termine und Tickets: www.humiste.at (hau)