Biden laut Prognosen Sieger bei Vorwahl in South Carolina

Ex-Vizepräsident Joe Biden hat Prognosen auf Basis von Nachwahlbefragungen zufolge die wichtige Vorwahl im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der US-Demokraten in South Carolina gewonnen. Das meldeten die TV-Sender CNN, Fox News, CBS und NBC am Samstagabend (Ortszeit) kurz nach Schließung der Wahllokale in dem Staat übereinstimmend. Es wäre der erste Sieg des 77-Jährigen.

Biden hatte sich in den drei bisherigen Vorwahlen der Demokraten nicht hatte durchsetzen können. In landesweiten Umfragen führt weiterhin der parteilinke Bernie Sanders (78) das Feld der Bewerber um die Kandidatur an. Sanders hat bisher zwei der demokratischen Vorwahlen (New Hampshire, Nevada) gewonnen. Eine Vorwahl gewann der 38-jährige Ex-Bürgermeister Pete Buttigieg (Iowa).

Die Vorwahl in South Carolina war die letzte vor dem sogenannten Super Tuesday am kommenden Dienstag. Dann wird in mehr als einem Dutzend US-Staaten parallel gewählt. Dabei werden mehr als ein Drittel aller Parteitags-Delegierten vergeben, die im Sommer den Kandidaten der Demokraten bestimmen. Dieser Kandidat wird am 3. November gegen den republikanischen Amtsinhaber Donald Trump in die Wahl ziehen. Trump selbst hat keine ernst zu nehmende parteiinterne Konkurrenz. Die Republikaner haben daher ihre Vorwahlen in South Carolina und in mehreren anderen Bundesstaaten abgesagt.

In South Carolina konnten deutlich mehr Afroamerikaner abstimmen als bei den bisherigen Vorwahlen in Iowa, New Hampshire und Nevada. Biden baute darauf, bei dieser Wählergruppe punkten zu können. Diese Hoffnung scheint sich erfüllt zu haben. Biden war Vizepräsident unter Trumps Vorgänger Barack Obama (2009-17), dem ersten schwarzen Präsidenten in den Vereinigten Staaten. Im Fall einer Niederlage Bidens in South Carolina war über ein Ende seines Wahlkampfs spekuliert worden.

Biden teilte am Samstagabend auf Twitter mit: „Erst vor wenigen Tagen haben die Presse und die Experten unseren Wahlkampf für tot erklärt. Aber nach dem heutigen Abend ist klar, dass wir sehr lebendig sind.“ Weiter schrieb er: „Danke, South Carolina! An all jene, die niedergeschlagen, ausgezählt und zurückgelassen wurden - das ist Euer Wahlkampf. Zusammen können wir diese Nominierung gewinnen und Donald Trump schlagen!“

Biden war als Hoffnungsträger moderater Demokraten ins Rennen gegangen. Er hatte die landesweiten Umfragen der Bewerber um die Kandidatur lange angeführt, bevor er an der Spitzenposition von Sanders abgelöst wurde. Bei den bisherigen Vorwahlen war Biden weit unter den Erwartungen geblieben. In Iowa war er nur auf den vierten Platz gekommen, in New Hampshire sogar nur auf Rang fünf.

Neben Biden und Sanders - der sich als „demokratischer Sozialist“ bezeichnet - sind noch sechs weitere Bewerber im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten: Der frühere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg (78), der Ex-Bürgermeister von South Bend (Indiana), Buttigieg (38), die Senatorin Amy Klobuchar (59), der frühere Hedgefonds-Manager Tom Steyer (62), die Senatorin Elizabeth Warren (70) und die Kongressabgeordnete Tulsi Gabbard (38).

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Bloomberg trat in South Carolina - wie bei den anderen bisherigen Vorwahlen - nicht an. Der Multimilliardär ist erst spät ins Rennen eingestiegen und steht erstmals am Super Tuesday auf den Wahlzetteln. Präsident Trump schrieb am Samstagabend auf Twitter, der Sieg des „schläfrigen“ Joe Biden in South Carolina sollte das Ende des „Witzes eines Wahlkampfs“ von „Mini Mike Bloomberg“ sein.

Buttigieg hatte sich bei der ersten Vorwahl in Iowa Anfang Februar ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Sanders geliefert, war am Ende aber auf etwas mehr Delegierte gekommen. Bei der Vorwahl in New Hampshire konnte sich Sanders knapp gegen Buttigieg durchsetzen. Nevada gewann Sanders dagegen mit deutlichem Vorsprung vor Biden und Buttigieg.

Biden hatte bei einer TV-Debatte der demokratischen Kandidaten in Charleston in South Carolina am Dienstag gesagt: „Ich habe wie der Teufel dafür gearbeitet, die Stimmen der schwarzen Amerikaner zu gewinnen, nicht nur hier, sondern überall im Land.“ Auf die Frage, ob er seine Kandidatur auch im Fall einer Niederlage in South Carolina fortführen wolle, antwortete er: „Ich werde South Carolina gewinnen.“

Die Vorwahlen ziehen sich bis Juni hin. Auf Nominierungsparteitagen küren Demokraten und Republikaner danach endgültig ihre Präsidentschaftskandidaten - die Demokraten im Juli in Milwaukee (Wisconsin), die Republikaner im August in Charlotte (North Carolina).

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