Das filmische Werk von Maria Lassnig: Ein Schatz mit trickreichen Miniaturen
In einer neuen Publikation samt DVD wird das frühe, filmische Werk von Maria Lassnig er ...
Dass die Fotografin Kati Bruder Menschen mag, sieht man dem Bilderzyklus an, den sie ins Innsbrucker Fotoforum mitgebracht hat.
Von Edith Schlocker
Innsbruck –Die in Wien als freie Fotografin lebende Kati Bruder mag Menschen. Grundsätzlich „alle“, wie die 42-Jährige sagt, seien ihr Dinge doch meistens zu fad. Die Menschen, die sie fotografiert, kennt Kati Bruder allerdings zu 90 Prozent nicht oder kaum. Klopft sie, um zu ihren sehr speziellen Porträts zu kommen, doch einfach an Wohnungstüren. Anfangs an denen des großen Zinshauses im 15. Wiener Gemeindebezirk, in dem sie selbst wohnt.
Was Bruder selbst wundert, ist, dass ihr kaum jemand die Türe vor der Nase zugeknallt hat. Sondern die meisten spontan bereit waren, sich im aktuellen Zustand ihrer – meist desaströs unaufgeräumten – Wohnung, ihrer aktuellen Frisur und Kleidung usw. porträtieren zu lassen. Und dementsprechend ungeschönt die oft alles andere als glamouröse Wirklichkeit reflektierend, kommen die Fotos, die Bruder auch in Flüchtlingsheimen in Wien und Athen, in Notschlafstellen und am Wiener Gänsehäufl, genauso wie in Wohnheimen für psychisch beeinträchtigte Menschen gemacht hat, auch daher.
Ein Stück Voyeurismus sei bei einem Projekt dieser Art natürlich immer mit dabei, gibt die Fotografin zu. Wobei es ihr ungeheuer wichtig sei, die Menschen vor ihrer Kamera nicht vorzuführen, sondern sie wertschätzend zu porträtieren. In Settings, die allein von den zu Fotografierenden inszeniert werden. Bruder nur ganz selten eingreift, wenn es etwa um grundlegende fotografische Parameter geht.
Das Ergebnis sind spannende Puzzleteile einer höchst komplexen sozialen Skulptur. Um wunderbar ungefiltert vorzuführen, wie unterschiedlich Menschen in offensichtlich schwierigen Lebenssituationen ticken. Wenn etwa Flüchtlinge in winzigen fensterlosen Kellerlöchern hausen und trotzdem nicht unglücklich zu sein scheinen. Eine der Frauen, an deren Wohnungstüre Bruder geklopft hat, posiert wiederum nackt, eine andere nutzt die Gelegenheit für eine witzige Performance samt Miethühnern. Ein Mann zündet sich dagegen eine Zigarette an und hält mit der anderen Hand einen erstaunlich noblen Schuh.
Aber auch Suchtkranke und Menschen mit psychischen Problemen diverser Art öffneten offensichtlich gern ihre Lebensräume. Der im Container hausende Alkoholkranke samt Doppelliter in der Hand und welker Pflanze am Schrank genauso wie die ehemalige Nonne in ihrer sorgsam ausstaffierten profanen „Zelle“. Die Hausmeisterin von Kati Bruders Wohnung ließ sich im Morgenrock und Lockenwicklern am Kopf ablichten, die seltsamen Kabanen-Bewohner am Wiener Gänsehäufl in Bikini und Badehose.
Adolf-Pichler-Platz 8, Innsbruck; bis 3. April, Di–Fr 15–19 Uhr, Sa 10–13 Uhr