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Streamingportale protzen mit Film- und Serienfülle. Videodienst Mubi geht einen anderen Weg – und bietet kuratiertes Programm aus Klassikern und Festivalperlen.
Innsbruck – Am nächsten Dienstag startet Disney+, der Streamingdienst des US-Unterhaltungsgiganten, auch hierzulande. Mehr als 1000 Filme und Serienfolgen sollen dann für 4,99 Euro im Monat abrufbar sein. Und auch die Zeiten, als das Programm von Netflix, mit rund 17 Millionen zahlenden Kunden weltweit derzeit globaler Marktführer in Sachen Video-on-demand, einigermaßen überschaubar war, sind lange vorbei. Beim – hierzulande bislang größten – Konkurrenten, dem Bewegtbildsortiment von Gemischtwarenhändler Amazon, verhält es sich ähnlich. Gefühlt unendliche Auswahl, kann allerdings gehörig überfordern. Die Psychologie kennt dieses Phänomen aus der Supermarktforschung – und spricht vom „Paradox of Choice“.
Die vom türkischen Unternehmer Efe Cakarel bereits 2007 gegründete Plattform Mubi versteht sich als Ausweg aus der Überforderungsfalle. Mubi hat sich früh auf Arthouse-Filme und Klassiker spezialisiert: Täglich geht ein neuer Film online – und ist dann für jeweils 30 Tage abrufbar. Die Auswahl wird – vergleichbar klassischen Cinematheken – von Kuratoren verantwortet. Dazu zählen Filmkritiker oder Mitarbeiter internationaler Festivals, aber auch renommierte Filmemacher wie Nicolas Winding Refn („Drive“) haben bereits Filmreihen gestaltet. Die sind thematisch vielfältig. Derzeit etwa gibt es Personalen über den britisch-amerikanischen „Outlaw-Auteur“ Joseph Losey und den deutschen Vielfilmer Rainer Werner Fassbinder, dessen wüste Science-Fiction-Vision „Welt am Draht“ (1973) seit gestern abrufbar ist. Weitere Schwerpunkte liegen auf Filmen aus Asien, Lateinamerika und unabhängigen Produktionen. Wobei auch Abseitiges immer wieder Platz findet. Derzeit etwa eine Retrospektive der US-amerikanischen B-Movie-Klitsche Troma, die mit Machwerken wie „Atomic Hero“ (1984) – es geht um einen von Billigeffekten entstellten Superhelden wider Willen – viel Mut zum schlechten Geschmack und Lust auf schnelles Geld bewiesen.
Auffallend oft unterstreichen die Mubi-Macher, dass sie sich nicht als Alternative zum klassischen Kino verstehen. Mubi wolle das Kinoerlebnis nicht ersetzen, sondern ausgewählte Filme zugänglicher machen, lässt etwa Firmengründer Cakarel mitteilen. Der Umstand, dass Mubi in manchen Ländern auch als Verleihfirma auftritt – sprich tatsächlich Filme ins Kino bringt – spricht dafür, dass hier wirklich Überzeugungstäter am Werk sind.
In den kommenden Jahren will Mubi – hier folgt der Ausreißer seinen Streamingkonkurrenten – auch eigene Inhalte produzieren. (jole)