Masken: Seit jeher Barrieren gegen die Kräfte des Bösen
Seit Jahrtausenden in allen archaischen Kulturen bewährt: Masken zur effektiven Abwehr von schweren Krankheiten.
Von Edith Schlocker
Innsbruck – An Masken vor unser aller Nasen und Münder gewöhnt man sich langsam. Masken spielen weltweit aber auch im Brauchtum, bei religiösen Riten genauso wie im Theater eine wichtige Rolle. Verleiht die Maske ihrem Träger doch eine neue Identität, verwandelt ihn in einen Geist, einen Dämon, Superhelden oder „wilden Mann“. Um sich auf Zeit aus dem „normalen“ Leben auszuklinken, sich als ein anderer auszuprobieren. Egal, ob schön oder hässlich, Mann oder Frau, Mensch oder Tier – alles ist hier möglich.
„Wir brauchen diese Gestalten, um unserer Ängste habhaft zu werden“, sagt Lisa Noggler-Gürtler, die Direktorin des Schwazer Museums der Völker, in dessen Sammlung Masken aus diversen archaischen Kulturen eine zentrale Rolle spielen. Vorgeführt im vergangenen Jahr in der Ausstellung „Ungeheuer wild“, die die verblüffenden Parallelen von Masken in diversen archaischen Kulturen vorgeführt hat. Rund 120 Masken, die mit lokalen Traditionen zu tun haben, umfasst die Sammlung des Tiroler Volkskunstmuseums, von denen 15 in regulären Museumszeiten permanent gezeigt werden.
Schlüpft der Mensch in eine Maske, erfährt er eine Metamorphose, wird er sozusagen zu ihr. So schleichen etwa die venezianischen Maskenträger fast wie Geister durch die Lagunenstadt, während das Gehabe unserer Krampusse laut und wild ist. Wobei sich die Masken in sämtlichen Kulturen ständig leicht ändern, sozusagen mit der Zeit gehen, und immer wieder – inspiriert durch die Trivialkultur – auch neue dazukommen.
Die älteste bekannte Maskendarstellung ist circa 11.000 Jahre alt und stammt aus Israel. Gefunden wurden hier Überreste von Stein- oder Metallmasken sowie Zeichnungen, die belegen, dass auch Stoffe, Pflanzen, Federn, Leder oder Papyrus zum Maskenbau verwendet wurden.
Unmittelbar mit Festen und Ritualen verbunden ist die von animistischen Kulten geprägte Volkskunst Afrikas. Die meisten ihrer Masken wurden zum Schutz gegen böse Kräfte und Krankheiten eingesetzt. Das Wissen, wie diese auszusehen hatten, wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Manche Rituale endeten mit der Zerstörung der Maske, andere wurden dadurch noch mächtiger.
Das individuelle Gesicht gilt als Spiegel der Persönlichkeit. Nicht nur in Asien bedeutet der „Gesichtsverlust“ höchste Schande. Im 17./18. Jahrhundert wandten Gerichte überall in Europa – auch in Tirol – die Bestrafung durch Schandmasken an. Wer sich wie ein Schwein benommen hatte, musste einen eisernen Eberkopf tragen, geschwätzigen Delinquenten wurde mithilfe der Maske die Zunge lahm gelegt. In der Erinnerung für die Lebenden an die Toten fußt dagegen die Tradition der Totenmaske.
Masken spielen auch im Nachlass des Schwazer Gynäkologen Alfons Huber eine zentrale Rolle, die er zwischen 1946 und 1962 in seiner Zeit als Arzt am Gardespital im äthiopischen Addis Abeba zusammengetragen hat. Ihr ist die nächste Sonderausstellung im Museum der Völker gewidmet, die bereits am 28. März hätte eröffnet werden sollen, was laut Lisa Noggler-Gürtler so bald wie möglich nachgeholt werden soll.